Donnerstag, 16. Juli 2009

MEJN - Mein "Arbeitsgeber"


Natürlich fliege ich nicht zum Spaß über den Herbst in den Süden. Natürlich will ich etwas lernen, arbeiten, Kontakte knüpfen, rumrocken,...
Und wo kann ich das machen? Na klar, bei einer afrikanischen NGO (Non Government Organization), ihr Name Malawi Economic Justice Network.
Eigentlich ist es keine richtige Organisation, sondern ein Netzwerk, welches die verschiedenen Malawischen Organisationen der Zivilgesellschaft miteinander verbindet. Diese Zivilgesellschaften arbeiten an dem Ziel die Armut in Malawi zu verringern und gerechtere sozioökonomische Möglichkeiten für die Bevölkerung zu schaffen. Geschehen soll dies durch die obligatorische Stärkung der Zivilgesellschaft, Erforschung von politischen Programmen und deren Verbreitung und durch ein Überwachen und Eintreten von "good governance", sowohl auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene.
Insgesamt will MEJN sicherstellen, dass die ökonomischen Programme der Regierung pro poor sind, also die Armut der einfachen Bevölkerung verringern.
MEJN entstand im Jahre 2000 als Folge der HIPC II Initiative von IWF und Weltbank. Durch die, der Initiative zugrunde liegenden, PRSP (Poverty Reduction Strategy Papers) wurde von den beiden Bretton Woods Schwestern u.a. gefordert im Zuge von good governance die Zivilgesellschaft zu stärken, die an den PRSP aktiv mitarbeiten sollten. Die PRSP sind "Bestandsaufnahme und Handlungsanweisung" der Entschuldungskampagne.
Nachdem Malawi unter dem ersten Präsidenten Dr. Kamuzu Banda lange Jahre dem IMF und der Weltbank unterwürfigst untergeben waren, damit Geld ins Land fließt (im Zuge der Strukturanpassungsprogramme SAP), sollte sich dies im auslaufendem 20ten Jahrhundert ändern. Denn trotz der Geldeinkünfte aus den SAPs lag die Verschuldung Malawis 1998 bei 2,9Mrd US$.
Im Zuge der "Jubilee 2000 debt cancellation campaign" schlossen sich verschiedene Zivilgesellschaften in Boadzulu zusammen, um gemeinsam die PRSPs für Malawi mitauszuarbeiten. Dadurch sollte sicher gestellt werden, dass die erlassenen Schulden für die Armutsreduzierung eingesetzt werden. Dies ist die Voraussetzung für eine komplette Entschuldung Malawis.
Von der 1999 gegründeten HIPC I Initiative wurde Malawi nicht beachtet, erst in der Erweiterung HIPC II wurde das Land mit einbezogen. Seit 2000 wurden dem Land 1Mrd US$ multilaterale Schulden erlassen (bei Weltbank, African Development Bank, IMF) und mehrere bilaterle Schulden. Malawi befindet sich damit an einem sogenannten Interims Point. Erst wenn die mit der HIPC Kampagne verbundenen Programme (PRSPs) erfolgreich umgesetzt wurden, erreicht Malawi den Completion Point, welches eine komplette Entschuldigung für das Land bedeuten würde. Aufgrund mangelhaftem fiskalen Management vergangener Regierung hat Malawi den Completion Point noch nicht erreicht.

MEJN wurde also anfangs nur für die PRSPs und die damit einhergehende Verschuldung gegründet, doch aufgrund von Mitarbeitern, die mit Herz und Glauben bei der Sache waren, sollte sich die Organisation weiter entwickeln.
2000 wurde Collins Magalasi national coordinator von MEJN. Er verließ dafür seine Heimat und Freunde in Blantyre, kündigte seinen gutbezahlten Job bei ADMARC (der "malawischen Argrarbehörde") und zog nach Lilongwe, ohne Unterkunft und Geld. Sein erster Schritt war es OXFAM für Finanzierungszwecke an Board zu holen. So bekam er zwar Gehalt, aber das reichte bei langem nicht um Miete zu bezahlen.
In der Anfangsgeschichte von MEJN traten viele solcher finanzieller und organisatorischer Probleme auf. So war eine koordinierte Betreibung von Sekretariat und Aktivitäten kaum möglich. Das vorhandene Geld reichte kaum aus die Aktivitäten, die mit den PRSPs zu tun hatten abzudecken. Weitere Aktionen, die MEJN realisieren wollte, wie eine Handelsbefürwortung oder das vermitteln von Wirtschaftskenntnissen geschah auf reiner Freiwilligenbasis.
Die Organisation hatte zwei feste Mitarbeiter in einem Büro in Lilongwe mit den Ausmaßen 2m x 1,5m und einen Computer. Die beiden Mitarbeiter waren zugleich zuständig für die Administrative, die finanziellen Aspekte, das Projektmanagement und als Sekretär und Empfang. MEJN besaß kein Auto, so war man auf den öffentlichen Verkehr oder auf Freunde angewiesen, die geeignete Mittel besaßen.
Die Suche nach neuen Sponsoren war letztendlich erfolgreich, musste aber vereinbar mit den einzelnen Projekten von MEJN werden. So wollte OXFAM z.B. nur PRSP-Projekte finanzieren. Daraus ergab sich ein basket-funding Finanzierungsmodel, das heißt, dass einzelne Geldgeber nur einzelne Projekte unterstützen und nicht die gesamte Organisation auf einmal.
Mit dem Umzug 2003 in ein größeres Büro im City Centre (in der Nähe des Botschaftsviertels) vergrößerte sich auch das feste Team von MEJN.
Heute besteht die feste Mannschaft aus 7 Mitarbeitern inklusive einem Fahrer.
Und bald gehört auch ein Praktikant dazu, den einige von euch kennen. Ein Mzungu...

Das war's erstmal kurz zur Geschichte von MEJN, wer mehr erfahren will: MEJN

Donnerstag, 9. Juli 2009

Was mach ich überhaupt?

Tja, das fragen sich sicherlich einige, hab es das letzte Mal auch gar nicht erwähnt.
Ich wollt nämlich die Spannung aufrecht erhalten, den Bogen strecken. Leider glaube ich, dass zwischen den beiden Posts noch niemand meine Seite besucht hat, also sich auch niemand durch meine Spannung gefesselt gefühlt haben wird...außer ich selbst vielleicht. Naja, genug der sinnlosen Einleitungen. Zeit für Klartext:
Ich habe diesen Blog erstellt, da ich für drei einhalb Monate (genauer 105 Tage) ins südliche Ausland gehen werde, ins südliche Afrika, nach Malawi.
Dort werde ich mein obligatorisches Praktikum für meine wissenschaftliche Ausbildung absolvieren. Was ich machen werde und wo? Später wird auch dies geklärt (Spannungsaufbau...). Jetzt möchte ich erst einmal Malawi vorstellen.
Dies ist die Nationalflagge der Republik Malawi (Dziko la Malawi, wie es auf der neben Englisch existierenden Amtssprache genannt wird.). Malawi sollte man auf keinen Fall mit Mali verwechseln. Mali ist francophon, Malawi anglophon, Mali liegt in Westafrika, Malawi im Südosten, Mali ist ein Sahelstaat, Malawi liegt auf den Ausläufern des ostafrikanischen Grabenbruches (die Wiege der Menschheit), usw...
Malawi grenzt im Norden und Nordosten an Tansania, im Westen an Sambia und im Süden und Südosten an Mozambik. Somit ist Malawi ein sogenanntes landlocked country (Binnenstaat), was sich auf die Wirtschaftsleistung enorm auswirkt. Im Osten des Landes befindet sich der drittgrößte See Afrikas, der Lake Malawi, dessen Fläche von 29.600km² größtenteils zum Staatsgebiet Malawis gehört. Für eine kartographische Übersicht eine wundervolle Karte:Malawi hat eine Fläche von 118.484km² und ist somit das 99zigstgrößte Land der Erde und ein Drittel so groß wie Deutschland. Die Einwohnerzahl Malawis beträgt ca 12.900.000 und somit kommt man auf eine Bevölkerungsdichte von 109 Einwohnern pro km². Damit ist Malawi eines der am dichtest besiedelsten Ländern Afrikas. Allgemein liegt Malawi durchschnittlich auf 2000 Höhenmetern. Die Hauptstadt ist Lilongwe. Die mit knapp 650.000Einwohnern größte Stadt liegt in der Zentralregion. Lilongwe wurde erst 1947 gegründet und 1975 zur Hauptstadt gemacht. Die wohl wichtigste Stadt ist Blantyre in der Südregion. Blantyre wurde 1895 gegründet und ist somit eine der ältesten Städte des zentralen Afrikas. Mit seinen ca. 500.000 Einwohnern ist Blantyre auch der Puls der Wirtschaft Malawis.
Malawi ist größtenteils christlich geprägt. Es gibt aber auch eine gut integrierte muslimische Minderheit. Dazu herrschen besonders auf dem Lande auch traditionelle afrikanische Religionen vor, die oft mit dem Islam oder dem Christentum synergieren.
Die Wirtschaft Malawis besteht hauptsächlich aus Agrarprodukten, da Malawi keine Bodenschätze besitzt (außer Bauxit). 90% der Einwohner sind in der Landwirtschaft tätig. Die Landwirtschaft erwirtschaftet 40% des BIP und 90% aller Exporterlöse. Damit steht Malawi im Kontrast zu anderen afrikanischen Ländern, in denen eine verstärkte Landflucht existiert. In Malawi wohnt der Großteil der Bevölkerung auf dem Lande und es gibt keinen Trend der dies umkehren könnte. Das Hauptanbauprodukt und Hauptnahrungsmittel ist Mais (hm, lecka Pap...). Die meisten Maisbauern tun dies auf Subsistenzgrundlage. Durch die einseitige Ausrichtung der Wirtschaft erosieren die Böden und durch die relative Anfälligkeit von Mais auf Wetterbedingungen gab es des öfteren Hungerskatastrophen in Malawi. Die wenigen Großgrundbesitzer bauen die Cash Crops an, also die Agrarprodukte, die man verkaufen kann. Besonders Kaffee, Tee und vor allem Tabak. So verarbeiten beispielsweise 20% aller Top-Tabakmarken Tabak aus Malawi.
Die Wirtschaftsleistung ist in den letzten paar Jahren durschschnittlich um 7-8% gewachsen, was vor allem an der verbesserten agricultural support policy der Malawischen Regierung liegt, die ein Unterstützungsprogramm der Landwirtschaft mit subventionierten Fertilizer und besseren Absatzmarktmöglichkeiten ins Leben gerufen haben. Dennoch bleibt Malawi eines der ärmsten Ländern der Welt und die Wirtschaft konzentriert sich weiterhin nur auf den primären Sektor. Für eine weitere Entwicklung sind ausländische Direktinvestitionen in den sekundären und tertiären Sektor dringend nötig. Auch der soziale Sektor muss weiter verbessert werden. So gibt es beispielsweise in Lilongwe nur einen Zahnarzt. Und auch das HIV/Aids Problem muss verstärkt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gebracht werden, damit es bekämpft werden kann. 11,9 % der Einwohner sind an Aids erkrankt.
Politisch gesehen ist Malawi seit der Demokratisierungswelle die in den 90er Jahren durch Afrika schwappte eine Präsidialdemokratie. 1993 wurde der Dr. Hastings Kamuzu Banda friedlich entmachtet. Banda führte Malawi 1964 (da war er bereits 68...also war er bei seiner Absetzung 98Jahre alt, nicht schlecht für ein Land in dem über 50% unter 15Jahren sind und die Lebenserwartung bei 40 Jahren liegt...Banda starb übrigens 1997 im Alter von 101) in die Unabhängigkeit von Großbritannien. In den nächsten 30 Jahre erlebte Malawi eine autokratische Ein-Mann-Diktatur gekennzeichnet durch Patrimonialismus, Mißwirtschaft und Korruption. 1994 wurden dann aber die ersten freien Wahlen durchgeführt, die Bakili Muluzi gewann. Er wurde dann bei den Wahlen 2004 vom jetzigen Staatschef Bingu wa Muthariku abgelöst. Muthariku wurde im Mai 2009 wiedergewählt. Von diesen Wahlen hat man in der deutschen Presse rein gar nichts lesen können (außer einem Miniausschnitt in der TAZ), denn sie waren unspektakulär, frei und fair und boten keine "afrikanischen Stammeskriege" wie der 2007er Wahl in Kenia.
Das war es erstmal grob gefasst, vielleicht/wahrscheinlich folgen noch ein-zwei Ergänzungen.

Sonntag, 5. Juli 2009

First Steps

Ich schätze mal, dass 99% der menschlichen Bevölkerung denken: "Warum sollte ich n Blog brauchen?"
Ich gehör(te) dazu. Man muss sich ja auch nicht jeder technologischen Innovation anschließen. Reicht ja, dass ich n Badmanshots-Account habe...
Doch nun geht das Leben eines Taugenichts in eine Richtung, die äußerst aufregend für mich ist und vielleicht auch ein, zwei Personen zusätzlich interessiert (zumindest meine Eltern...).
Deshalb diese Seite, dieser Blog.
Und wenn ihn keiner liest, lass ich ihn drucken und verkauf ihn als Buch...