Montag, 2. November 2009

Bericht Nummer eins aus dem Feld

Hallo, ich bin’s. Nein nicht euer Bjoern. So heisse ich nicht mehr. Man hat mir in Kasungu einen neuen Namen gegeben. Die Teilnehmer des dortigen Workshops fanden es zu schwer, meinen Namen auszusprechen. Mein neuer Name lautet ”Chabwera”. Das ist natuerlich Chichewa und bedeutet: “Der, der zu uns gekommen ist”.
Jetzt bin ich wieder in Lilongwe. Aber wir sind noch nicht fertig mit unseren Workshops. Wir haben nur frei ueber’s Wochenende. Und weil wir am Samstag gearbeitet haben, haben wir auch heute frei. Obwohl ich doch ins Buero muss und Papierkram erledigen muss. Ja, ich bin sehr fleissig. Morgen gehts dann weiter. Aber nun mal zur vergangenen Woche.
Urspruenglich sollte es ja sonntags gegen 14Uhr losgehen. Als mich dann um 17Uhr immer noch niemand abgeholt hat, hab ich mal angerufen, um nachzufragen. Da hat man mir dann gesagt, dass wir erst Montag frueh um 4Uhr starten. Montags um 6Uhr, ich natuerlich noch immernoch zu Hause, hat man mich dann angerufen und mir gesagt, dass sie schon losgefahren sind und mich nicht abholen konnten, weil niemand wusste, wo ich wohne…Das fand ich dann schon etwas merkwuerdig. Komisch, dass das niemandem vorher aufgefallen ist und mich auch niemand angerufen hat, wo doch jeder mindestens 2 Telefone hat. Naja, so ist das hier halt und durch solche Kleinigkeiten lass ich mich ja nicht aufhalten. Ich hab also meinen Krimskram genommen und bin zum Busbahnhof gefahren, dort hat mir wirklich jeder gezeigt, welchen Bus ich nehmen muss, sodas ich ihn gar nicht verfehlen konnte. Der Bus fuhr dann erst los, als er so richtig voll war. War dann auch sehr kuschelig, so was ist bei den Temperaturen sehr schoen. Aber endlich bin ich mal bei Tageslicht durch’s Land getuckert. Da hab ich dann auch die Armut genauer gesehen. Die Doerfer mit den ganzen spaerlich zusammen geschusterten Huetten, die Maisspeichern, das Vieh, was ueberall rum life, die riesigen Schulklassen, die draussen unterrichtet warden (80-100Kinder pro Lehrer/in), die Wasserpumpen, wo das taegliche Wasser geholt wird, die Open-air Fleischereien, und und und. Doch trotz der Armut haben die Menschen gelacht, gewunken, sich gefreut. An den wenigen Haltestellen wurde der Bus dann immer sofort von tausenden Haendlern umstuermt, die von Essen und Trinken bis zu billigen Plastikkram alles verkauft haben und man musste dann auch immer zwischen 10 Haendlern waehlen, wenn man ne Flasche Wasser kaufen wollte. Noch vor dem Mittag hab ich dann Nkhotakota erreicht. Ein kleines, sehr armes Fischerdorf am Lake Malawi. Der Workshop war schon auf einem deutlich anderem Level als der in Salima. Die Teilnehmer waren von unterschiedlichen kleinen Zivilgesellschaften, wie Farmer, Fischer, Wasser, HIV/Aids, … Das Alter ging von 18 bis 60 Jahre alt. Doch die Teilnehmer waren so froh und gluecklich ueber den Workshop, das hat mich richtig gefreut. Ich konnte nur leider nicht allzu viel beitragen, da der Grossteil in Chichewa war, also hab ich eher organisatorische Funktionen uebernommen. Gerade die juengeren Teilnehmer haben mich beeindruckt, sie haben am moisten diskutiert und kritisiert ( obwohl in den Diskussionsrunden nicht mal ein Chair gewaehlt worden ist). Am letzten Tag des Workshop war dann auch hoher Besuch anwesend. Der District Commissionar (DC) hat sich einer Diskussionsrunde zum District Budget gestellt. Ihr wisst ja sicherlich alle, dass Malawi aus 29 Distrikten besteht und der Chef von so nem Distrikt ist der DC, als sowas (naja..fast) wie bei uns ein Ministerpraesident. Ansonsten hatten wir an den nachmittagen endlich auch mal Zeit den See zu geniessen. Sonnenuntergang an einer Strandbar mit einem kuehlen Bier und dabei die ankommenden Fischerboote und den, durch sie verursachten Menschenauflauf beobachten. Da wurde dann natuerlich auch gelaestert ueber das Buero, wie das halt ueberall so ueblich ist. Hauptsaechlich war Andrew (der Boss) das Ziel. Er ist ja noch nicht so lange der Boss (ist erst seit 2006 bei MEJN) und durch ihn hat sich wohl viel veraendert. Frueher war man ein richtiges Team und hat auch viel miteinander unternommen. Das ist nun nicht mehr der Fall, weil Andrew nur zum Arbeiten antreibt und somit kein Platz mehr fuer etwas Spass ist.
Ich muss aber auch zugeben, dass es mir gar nicht so gut ging in Nkhotakota. Weiss auch gar nicht, woran das lag. Vielleicht an den dortigen Temperaturen (40Grad und mehr), oder den Moskitos (hab natuerlich sofort Angst gehabt Malaria zu haben). Aber nach 2 Tagen gings wieder besser. Die anderen meinen, dass es am Nsima liegen kann, weil der schon sehr harte Kost ist und ich nicht dran gewoehnt bin.
Am Donnerstag ging es dann nach Kasungu, die Heimatstadt des ersten Praesidenten Malawis und die Hauptstadt des Tabakanbaus. Tabak ist ja der Haupteinbringer fuer Devisen und man hat einen deutlichen Unterschied zu Nkhotakota gesehen. Hier sah es schon mehr nach einer Kleinstadt aus, mit Geschaeften und Autos (und nicht fahrraedern und Ochsenkarren). Die Teilnehmer des dortigen Workshops waren deutlich aelter (unter ihnen 2 sehr alte Traditionelle Fuehrer) und deutlich weniger aktiv und interessiert. Louis, der alles geleitet hat, hat sie auch ein oder zweimal harsch kritisiert. Es kam mir hier so vor, als wollten sich die Teilnehmer nur ihre MK1000 abholen, die jeder als Essensgeld bekam. Der hohe Gast hier war der Director of Planning and Development (DPD…man diese Abkuerzungen: DPD, DDP (District Development Plan), DOP (Director of Programmes), DPP (Democratic Political Party, regierende Partei), da kann man schon mal durcheinander kommen). Aber der war sehr trocken in seinen Reden und ist erst spaeter aufgeblueht, als wir zusammen ein Bier trinken waren. Kasungu hat ein sehr ausgepraegtes Nachtleben und so hab ich hier meinen ersten Tanzabend erlebt. Der Club hat mich sehr an den Keller im café Moskau erinnert, alles verspiegelt. Es war sehr voll, ich natuerlich vollkommen aus dem Rahmen gefallen (wahrscheinlich weil ich Flipflop und Socken trug…ich wusste ja nicht, dass wir tanzen gehen…). Alle wollten mit mir anstossen, tanzen, ein Foto machen. Und der DJ wurde mein bester Kumpel. Ich wurde in seine DJ Kabine eingeladen und sollte mir das was aussuchen, was er fuer mich spielen kann. Meine speziellen Wuensche hatte er natuerlich nicht, aber etwas Dancehall hat er dann gespielt. Der Abend (oder die, den wir waren zweimal da) hat mir sehr gefallen, nur der Workshop am naechsten tag war aufgrund von Muedigkeit sehr anstrengend.
Bei mir zuhause ist der Hausherr gerade nicht da, er ist in Tansania seinen neuen Benz abholen. Wenn er wiederkommt wird er angeben und stolz sein wie Bolle…
Naechste Woche gibt es dann mehr…
Tsalani Bwino

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