Mittwoch, 16. Dezember 2009

My last words

Meine Guete, wie die Zeit fliegt. Jetzt sind es nur noch drei Tage im Buero. Ich sass gerade im Buero des DoPs in dem selben Sessel, wie bei meiner Ankunft und es kam mir vor als waere es gestern, dass ich in Malawi angekommen bin und nicht wusste, was mich hier erwartet. Jetzt weiss ich es, mich erwartete hier sehr viel. Wie das letzte Wochenende mal wieder bewiesen hat. Ich habe mich am Samstag einem ausgiebigen Kulturprogramm hingegeben, was in der Form sicherlich nur wenige Fremde zu sehen bekommen. Mphatso, die Tochter meiner Familie, hat mich mit ihren Freunden zu einem traditionellen Tanz gefuehrt. Wir sind dazu in ein Dorf in der Naehe Lilongwes gefahren. Dort wurde dann erst stundenlang diskutiert. Und dann ging es los. Unter einem Baum wurden Stuehle fuer die Ehrengaeste und die Dorfaeltesten aufgestellt, ein Frauenchor begann zu singen und in der Ferne hoerte man das Geschrei der Geister. Dann rannten Kinder. Die Geister kamen. Insgesamt haben sich 7 Geister eingefunden, die abwechselnd ihre Taenze vorfuehrten. Natuerlich wollten sie Geld dafuer. Kleine Scheine. Mir alleine war es erlaubt die Geldscheine den Geistern persoenlich in die Hand zu geben. Die anderen legten ihre Scheine in kleine Schuesseln, aber sie wollten den Geistern auch gar nicht zu nahe kommen. Es war schon komisch die Anfang Zwanzigjaehrigen in Angst und Schrecken vor den Geistern zu sehen. Da spuert man das neben dem Christentum die traditionellen Religionen auch weiterhin existieren. Das alles hoert sich jetzt vielleicht abstrus und irritierend an, aber das war es auch. Und am Ende wollten natuerlich alle Geld und wer sollte bezahlen, na klar, der Weisse. So wollten alle 4 Chiefs (Einer fuers Wasser, einer fuers Farmen, einer fuers Schreiben, und ein Dorfchief) Geld haben, dann noch Geld fuer den Chor, die Geister, den allgemeinen Tanz. Auch wenn es mich etwas aufgeregt hat, dass ich alles bezahlen sollte, hat es sich im Endeffekt doch gelohnt.

Am Sonntag ging das Kulturprogramm direkt weiter. Im Capital Hotel fand eine Messe fuer urbane Kultur statt. Anwesend waren junge Kuenstler (Maler und Grafittisprayer), junge Designer. Es gab einen Mini-Poetry-Slam, einen Tanzwettbewerb, ein Freestyle-Battle und natuerlich das beste, was Malawis Musikszene. Und ich mittendrin. Es war super.

Anfang dieser Woche (Montag und Dienstag) war ich dann auf meinem letzten Meeting. Es fand in der Kumbali Lodge statt, die hier nur Madonna Lodge genannt wird. denn jedes Mal, wenn Madonna nach Malawi kommt, um mal wieder n Kind zu adoptieren oder ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen und etwas Geld spendet, naechtigt sie in dieser Lodge. Ihr Standardzimmer wird auch nur an sie vermietet und an sonst niemanden. Auch die GTZ hat dort ein Meeting abgehalten und so hat ich mal wieder etwas Gelgenheit, mich einzuschleimen, ins Gespraech zu kommen und mich bekannt zu machen. Man weiss ja nie, vielleicht war ja mein zukuenftiger Chef dabei.

Letzte Woche hab ich dann noch einen Crash-Kurs im Nsima kochen bekommen. Ich kann euch sagen, das ist gar nicht so einfach, wie es dann schmeckt...Das ist harte Arbeit und man braucht schon riesige Muckis (hab ich ja). Aber jetzt, wo ich weiss, wie es geht, steht kommenden Nsima-Orgien im Januar ja nichts mehr im Wege. Ich werde dann die Instruktionen geben und ihr kocht...

Ich habe ja ganz vergessen die letzten News vom Strassenbaus kund zu tun. Ich erinner noch mal. Eine duenne Teerschicht (milimeterduenn), dann Kieselsteine drueber gestreut, dann kam noch eine duenne teerschicht drueber und fertig. Halten wird die Strasse nicht lange. Schon jetzt ist sie sehr rissig. Und voller Fuss- und Reifenspuren. Aber es ist die einzige Strasse in ganz Malawi, die weisse Mittelstreifen hat. Warum? Das kann niemand beantworten, vielleicht hatte man zum Ende des Jahres noch Geld uebrig, was ich mir bei der derzeitigen Situation aber eher nicht vorstellen kann.

Die hier ist ja wahrscheinlich mein letzter Blogeintrag. Freitag ist der letzte Tag im Buero und dann geht es auf grosse Reise. Samstag am fruehen Morgen mache ich mich auf in Richtung Norden, nach Nkhata Bay, zu einem der schoensten Straende, dort bleibe ich bis Montag. Und dann gehts auf Kreuzfahrt. Von Montag bis Mittwoch habe ich eine Kabine auf Malawis einzigem grossen Schiff (Baujahr 1947) gebucht und werde von Norden Richtung Sueden tuckern, unter anderem gehts auch nach Mozambik. Ich werd dem Kapitain mal zeigen, was ein richtiger Seemann ist. Ich komm dann am Heiligabend zurueck nach Lilongwe und verbringe hier mein Weihnachten. Ich weiss nicht, ob ich irgendwo unterwegs noch einmal ins Internet komme, deshalb hier die Liste der Dinge, die ich vermissen werde:

Es wird mir fehlen:
- Abends bei Kerzenschein zu sitzen, weil es mal wieder keinen Strom gibt
- Den PC boese anzustarren, weil es eine halbe STunde dauert eine Mail zu laden
- Zu zwanzigst in einem Bus zu sitzen, der fuer 14 gedacht ist
- Gespraechen zu lauschen, die ich nicht verstehe und nur anhand von Gestik, Mimik, Tonlage und einzelnen Woertern das Thema erraten kann
- Nachts aufzuwachen und eine Stunde im Zimmer herumzurennen um mit Frau Muecke fangen zu spielen
- Auf eine Sache, die angeblich nur 10Minuten dauert, 2 Stunden lang zu warten
- Taeglich Nsima zu essen
- Auf der Strasse von wildfremden Leuten gegruesst zu werden
- Zu wichtigen Meetings eingeladen zu werden
- Von den Kindern Mzungu genannt zu werden
- Ekelhafte Gerichte mit viel PiriPiri und Selbstbeherrschung zu verspeisen ohne mit der Wimper zu zucken
- Morgens um 6Uhr aufzuwachen und schon 30Grad zu haben
- Von Leuten angerufen zu werden, die einfach nur mal “Gute Nacht” sagen wollen
- Die ganze Woche Themen fuer meinen Blog zu sammeln
- Mit Rasta/my friend/ my brother/ sir/ boss/ big man angesprochen zu werden
- Leute lachen zu sehen, die dazu eigentlich keinen Grund haben, weil sie eigentlich gar nichts haben ausser sich und das Leben
In dem Sinne:
Mavuto athu ndi wang’ono wokha kwambiri (Unsere Porblem sind sehr klein)

Machts gut Nachbarn, ick meld mich, wenn wieder in taun bin und frohe Weihnachten, trinkt nicht zu viel und lasst euch immer namen und addresse geben.

PS: Zum Schluss noch ein nachtraeglicher Geburtstagsgruss fuer Oberstudienrat Natzmer und alles Gute fuer den zukuenftigen Dr Prof Dr Lochmann...

Montag, 7. Dezember 2009

Ja, 70 Tage bin ich nun schon in Malawi und damit nur 20 Tage entfernt von der Gesamtzeit der vierten Big Brother Staffel Afrika, die gestern zu Ende ging. Big Brother ist hier ein Riesenevent gewesen und beinahe jeder, der einen Fernseher und Strom hat, hat es geguckt. Anders als in Deutschland bestand das Haus aus Repraesentanten aus ganz Afrika und im gestrigen Finale war auch ein Maedchen aus Malawi vertreten, die aber insgesamt nur den vierten Platz belegt hat. In den letzten Wochen waren die Zeitungskolummnen voll mit Meinungen ueber die Teilnehmerin aus Malawi. Kirchen und andere religioese Vertreter wetterten immer wieder, dass sich so keine malawische Frau benimmt und auch nicht Malawi so repraesentieren darf, weil es nicht christlich sei, denn die junge Frau trank und hatte Liebesaffaeren. Die Gegenseite wetterte zurueck, dass die religioesen Vertreter doch die Show nicht gucken muessten und ueberhaupt, wie benimmt sich eine typische Malawierin eigentlich. Ich habe nur kurz mal reingeschaut in die Sendung und fand sie genauso schrecklich wie in Deutschland...
Obwohl letzte Woche ziemlich langweilig war, was den Bueroalltag betrifft, war es doch wieder eine spannende Woche. Im Buero hatte ich mal wieder ueberhaupt nichts zu tun, weil der Laptop, den ich benutzte leider kaputt ist (NEIN, es ist nicht meine Schuld), und ich musste mir wiederalleine eine Beschaeftigung suchen. Aber ich wurde sooft zum Essen eingeladen wie nie zuvor. Der DoP hat mich zum Lunch zu sich nach Hause eingeladen, der ED in ein feines Restaurant und dann hatten wir auch noch hohen Besuch von Transparency International. Sicherlich wisst ihr ja alle, dass deren Hauptsitz in Moabit ist, also war die Vertreterin aus Berlin. Sie war besuchte Malawi, weil TI hier ein Chapter aufbauen moechte und MEJN soll die Fuehrung uebernehmen. Sie war sehr ueberrascht hier einen deutschen Praktikanten anzutreffen und lud mich direkt zum Dinner ein. Dort quatschten wir ueber Malawi, Afrika und die Welt. Sie fragte mich auch ein wenig ueber MEJN aus und ich brachte ine paar kritische Bermerkungen an. Ich merkte auch, wie viel ich gelernt habe in meiner Zeit hier. Anscheind hat es auf sie maechtigen Eindruck gemacht, den sie hat mir ihre Karte gegeben und mir mehrmals gesagt, dass ich mich doch melden soll, wenn ich wieder in Deutschland bin, da auch TI Praktikumsplaetze anbieten...So baut man Beziehungen auf. “Nicht, dass ich versucht habe, mich unter die Haube zu bringen, ich wuerde [MEJN] nicht sitzen lassen, solange sie noch faehig [sind]. Bloss ich musste schliesslich auch mal an die Zukunft denken, die einem frueher oder spaeter immer auf den Kopf faellt”. Bei diesem Dinner war auch noch eine ehemalige Mitarbeiterin der malawischen Botschaft in Berlin anwesend. Meine Guete, wenn alle Botschaftsmitarbeiter so sein muessen, wie diese Frau, dann ueberlege ich es mir noch einmal mit dem Berufswunsch. Sie war wie eine Society Lady aus einem schlechten Film, hat die gesamte Zeit gelaechelt und fand alles “Great”, “Nice” und “Excellent”. Abe rich war faehig sie in einigen politischen Anekdoten ueber Malawi zu berichtigen und hatte sogar Recht damit...jaja, alter Protzer, ich weiss...
Was gibt es ansonsten so neues in Malawi. Das Parlament hat ein Police Bill erlassen, was Polizisten erlaubt jeden beliebigen Menschen und jedes beliebige Objekt (Auto, Haus, Taschen) ohne Angaben von Gruenden zu durchsuchen. Malawi auf dem Weg zu einem bankrotten Polizeistaat? In den letzten 2 Wochen sind 8 Menschen in Polizeigewahrsam gestorben. Die Erklaerungen waren so laecherlich wie: ausm fahrenden Fahrzeug gesprungen, oder versehentlich Erschossen...
Obwohl seit einer Woche (laut Regierungsangaben) wieder alles normal laufen soll an den Tankstellen, ist dies natuerlich nicht der Fall. Schlaue Oekonomen haben schon ausgerechnet, dass Malawi im letzten Monat 111Milliarden MK (530Millionen Euro) durch die Treibstoffkrise verloren hat und in jedem weiteren Monat, in dem die Krise andauert, weitere 80Milliarden MK verlieren wird. Ich wollte am Freitag ein Foto machen von einer Menschenmenge an einer Tankstelle, die gerade eine Lieferung bekommen hat, und bin durch einen hilfreichen Passanten gerade noch davor gewarnt worden. Am Vortag hat dasselbe wohl eine weisse Frau versucht und konnte sich nur mit Muehe und quitschenden Reifen vor einem wuetenden Mob in Sicherheit bringen, wobei ihr Auto aber zu schaden kam. Die Leute denken, dass die Mzungus (weissen) mit den Bildern Profit aus ihrer Situation schlagen wollen, deshalb kommt es schnell mal zu einem Mob. Also habe ich es unterlassen. Ausserdem: “Man muss das mit seinen eigenen Augen gesehen haben, um daran zu glauben, weil die Augen der anderen, das ist nicht dasselbe.

Mein Aufenthalt hier geht jetzt also in die letzte Runde. Natuerlich freu ich mich einerseits auch wieder auf ein luxurioeses Leben mit anstaendiger Musik (ich hab ja angefangen Radio zu hoeren und muss gestehen, dass ich ein Lied von Sean Kingston gut finde...aber dieses Jay-Z/Alicia Keys Lied geht mir ja mal voll aufn Kranz...Gluecklicherweise habe ich eine neue Radioshow etdeckt mit etwas clubtauglischen Dancehall und Soca "Carnival is gonna be a good time.), aber es wird mir sicherlich schwerfallen mich in Deutschland wieder einzugewoehnen. Es sind schon zwei verschiedene Welten. Meine Gastmama hat mir am Wochenende schon gesagt, dass es auch fuer sie schwer sein wird, wenn ich weg bin und dass das Haus dann leerer sein wird und dass sie mich mit Traenen verabschieden werden. “Was ich eigentlich immer komisch gefunden habe, ist, dass die Traenen im Programm vorgesehen waren. Das heisst, dass man dafuer vorgesehen worden ist zu weinen. Darauf muss man erst einmal kommen. Kein Konstrukteur, der auf sich haelt, haette das getan."

Gestern war ja bekanntlich Nikolaus. Ich habe meine Schuhe geputzte wie verrueckt, doch irgendwie waren sie leer. Wahrscheinlich kommt der Nikolaus nicht nach Afrika. Das hier Weihnachtszeit ist merkt man auch nur dadurch, dass einzelne Laeden (Shoprite) Weihnachtsdeko haben und in der Zeitung jeden Tag steht, wie viele Tage es noch bis Weihnachten sind. Ach und im Radio lief schon einmal "Last Christmas", sehr merkwuerdig dieses ach-so-tolle Weihnachtslied auch hier zu hoeren. Ich hab ja schon verzweifelt ueberlegt, was ich meiner Gastfamilie zu Weihnachten schenken koennte. Ich hab ja schon erwaehnt, dass sie zutiefst religioes sind und ich habe mich dann einmal mit ihrer Religion (sie sind siebenter tag Adventisten) beschaeftigt und herausgefunden, dass sie Weihnachten zwar anerkennen aber nicht feiern, denn sie meinen, dass Jesus auch an jedem anderen Tag geboren sein koennte. Da faellt mir nur zu ein: "Ich habe versucht mir zu sagen, dass ich gar nicht an diesem Tag geboren war, sowenig wie an einem anderen, und dass diese Geschichten mit dem Geburtsdatum auf jeden Fall nur Kllektivkonventionen sind.".

Und zu guter letzt noch ein besonderer Service, fuer alle die sich noch nichts zu Weihnachten gewuenscht haben und deren Eltern verzweifwelt nach einer Idee fuer ein Geschenk suchen. (Ich habe ja mein Geschenk schon bekommen, ein Heizungsventil. Danke dafuer liebste Mama. Alle die die Ventilgeschichte kennen werden wohl sagen, richtig so, fuer den Rest: naja man muss ja nicht alles verraten.). Wie ihr vielleicht gemerkt habt, habe ich in diesem Eintrag ein paar Zitate eingebaut. Sie stammen alle aus einem der schoensten Buecher, welches wohl jemals geschrieben worden ist. "Du hast das Leben noch vor dir" von Emile Ajar. Ein Buch aus den 70ern ueber einen arabischen Jungen, der bei einer alten Juedin in einem Pariser Ghetto-Vorort (Banlieu(?)) aufwaechst, in einer Art Pension fuer Kinder von Prostituierten. Ein wirklich schoenes, lustiges und auch trauriges Buch, das man gelesen haben muss, den es hat alles, was ein Buch haben muss: Anfang, Ende und viel authentischen Text mittendrin, denn es ist aus der Sicht des Jungen geschrieben. Um euch die Augen etwas waessrig zu machen, hier der erste Satz des Buches:

"Ich kann ihnen gleich schon als erstes sagen, dass wir zu Fuss im sechsten Stock gewohnt haben und dass das fuer Madame Rosa bei all den Kilos, die sie mit sich rumschleppte und nur zwei Beinen ein richtiger Grund fuer ein Alltagsleben war, mit allen Sorgen und Muehen."

na gut, ich will mal nicht so sein. Den zweiten Satz gibts auch noch:

"Daran hat sie uns immer erinnert, wenn sie sich nicht gerade andersweitig beklagte, denn sie war auch noch Juedin."

In diesem Sinne, Tionana und immer daran denken:
"Die Fanumft fafolcht ma, aba ick bin schnella."
(Diesmal nicht aus dem Buch, sondern eine alte Berliner Lebensweisheit.)

Montag, 30. November 2009

Fotoupdate

Weil alle das letzte Foto so toll fanden, hier ein weiteres (hat auch nur eine stunde gedauert, das Foto zu laden).
Das Foto entstand am letzten Freitag und ist ganz eindeutig ein Gruppenfoto von einem Strategic Planning Meeting mit MEJN Mitarbeitern, MEJN Management und wichtigen Fuehrungskraeften anderer Zivilgesellschaftsorganisationen...

Advent Advent

Letzte Woche war ich ein sehr beschaeftigter Mann mit meinem handelsproposal. Hat mich direkt von Montag bis Donnerstag beschaeftigt und ist immernoch nicht zu 100% fertig. Ich weiss auch gar nicht, ob ich auf dem richtigen Weg bin und kann auch gar nicht nachfragen, weil unser Projektmanager fuer Handelsangelegenheiten in genf ist, um die malawische Zivilgesellschaft zu vertreten.Da hat man sich dann doch mal ein gutes Wochenende verdient.Und wie es der Zufall so will, war die WM-Trophaee an diesem Wochenende in Lilongwe. In Zusammenarbeit von FIFA und Coca Cola macht die Original Trophaee naemlich eine Reise durch alle Laender Afrikas (wobei ich grade nicht weiss, ob auch durch Zimbabe und Somalia). Und dieses Wochenende war Malawi dran. Freitagabend hat der Praesident (der einzige Mensch im Land, der die Trophaee beruehren darf) sie am Flughafen empfangen und Samstag war sie dann fuer die Oeffentlichkeit sichtbar. Gluecklicherweise hab ich rechtzeitig erfahren, dass man fuer die WM-Angelegenheit ein Ticket braucht, ich bin also freitags in Capital Hotel (dem Veranstaltungsort und Malawis einzigstem 5Sterne Hotel) und wollt mir ein Ticket besorgen. Doch die Ticket wurden nicht verkauft, weil man eins gewinnen musste. Coca Cola wollte es. Ich hab mit einigen wichtigen Leuten, u.a. der Koordinatorin fuer die Tickets gesprochen und meine besten Bestechungstricks hervorgekramt, aber Bestechung laeuft halt nur mit Geld und nicht mit nem freundlichen Laecheln und nem halb-aufgeknoepften Hemd. Hinterher hab ich mich etwas geaergert, haette ich mich etwas klueger angestellt und denen eine abstruse Geschichte aufgetischt, haett ich sicherlich ein Ticket bekommen. Aber das sind Kleinigkeiten durch die ich mich nicht aufhalten lasse. Ich bin samstag wieder hin, immernoch ohne Ticket, und bin ganz selbstbewusst an Polizei und Armeekontrollen vorbei (ohne selbst kontrolliert zuwerden, vorbei an den Einlasskontrollen (wieder ohne Kontrolle) und war drin. Ein freundlicher Hotelmitarbeiter hat mich gefragt, ob ich denn ein Ticket haette, ich meinte nein, er gab mir eins: ZACK, so einfach. Als Dank hab ich ihm meine gesammelten Werbegeschenke (Coca Cola Ball, Shirt, Cap, Beutel,...) gegeben. Spaeter hab ich bemerkt, dass ich mich die gesamte Zeit im VIP-Bereich aufgehalten habe, indem ich mit meinem geschenkten Ticket gar nicht haette sein duerfen, was aber niemanden interessiert hat. Und ich hab mich schon gewundert, warum es so gutes und kostenloses Essen gibt...Ich war dann einer der ersten, der das offizielle Festzelt mit 8minuetigem Kurzfilm in 3D und dem WM-Pokal betreten hat, zusammen mit dem Minister fuer Sport und Jugend und dem offiziellen Fifavertreter. Der Pokal wurde sehr gut bewacht, sodass ich ihn leider nicht heimlich unter meinem Shirt verschwinden lassen konnte, aber jeder durfte sich mit ihm fotografieren lassen (eigene Fotos waren untersagt). Danach war ich gluecklich, satt und konnte mich endlich meinem eigentlichen Anliegen widmen, der Musik. Auf einer kleinen Buehne haben lokale Groessen wie Mafunyeta (der junge ist genial, Dancehall aus Malawi, great), oder Tay Grin (Malawi's internationaler HipHopStar, der vor kurzem einen Suedafrikanischen Award gewonnen hat) gesungen und auch der Somalische rapper, der seit Ewigkeiten in den USA lebt, komplett grossartige Show, wenn auch grade bei ihm die Begelitmusik ausgefallen ist. Aber T.i.A. , wie er so schoen singt.This is Africa. Doch die groesste Stimmung gab es bei den Black Missionaries, Malawis Reggaegruppe Nummer eins. Ich kenne niemanden der die Blacks nicht mag, egal aus welcher gesellschaftsschicht, das sind die Superstars hier und sehr nette Persoenlichkeiten. Wenn ich die gesamte Stimmung des tages betrachte glaube ich, dass die WM grossartig werden kann.Es wurde getanzt, gesungen, gefeiert, ausser in dem momenten in denen CocaCola Werbegeschenke verteilt hat. Fuer ein kostenloses Shirt oder Cap wurde alles stehen und liegen gelassen und die Polizei musste des oefteren eingreifen. Ach, Und ich kann die Fussballer verstehen, die sich ueber die Vuvuzelas aufregen, die Dinger sind wirklich extrem laut, aber T.i.A..

Am sonntag habe ich mich dann dem Auftrag gewidmet, den mir meine herzallerliebsten Freunde gegeben haben. Meine herzallerliebsten Freunde haben naemlich ein neues Lieblingsspiel, was ich selbst noch nicht ganz verstanden habe. Es geht wohl darum ueberall auf der Welt kleine Boxen (Caches) zu verstecken und zu suchen. Einer dieser Caches soll also in der naehe von Lilongwe sein. Normalerweise ist dieses Spiel wohl fuer ne komplette Pfadfinderausruestung gedacht inklusive GPS-Geraet. Ich hatte eine beinahe nichtssagende Karte, ein komplett nichtssagendes Satellitenbild und eine wunderbare Beschreibung.
Die Beschreibung besagte also, dass "der Cache in einem Waldgebiet in einem Baumstamm an der Stadtgrenze von Lilongwe versteckt sei. Der Baumstamm sei vom Waldpfad nicht sichtbar und der Cache mit trockenem Gras bedeckt, damit er nicht von vorbeikommenden Farmern mitgenommen wird. Das Waldgebiet erreicht man durch einen einfachen Spaziergang von Area 3 oder 9. PS: In der Regenzeit kann es schwierig werden."
Soweit so gut. Also:
1. Wir haben grade Regenzeit
2. Ganz Lilongwe sieht aus wie eine Stadtgrenze, da es so ausgedehnt ist. Viele sagen ja, dass es einfach aus mehreren einzelnen Doerfern besteht. Aber da ich mich ja hier mittlerweile etwas auskenne, wusste ich in etwa wo ich suchen sollte.
3. Von der Stelle, wo mich der Minibus rausgelassen hat, bis zu dem Waldgebiet war es ein Fussmarsch von einer Stunde durch Wohngebiete, ueber Felder und Stock und Stein. Es gibt keine einfachen Spaziergaenge in Malawi.
4. Das kleine Waldgebiet hat sich als ein Riesenwald herausgestellt.
5. Die Sonne knallte mit gefuehlten 35Grad auf mich herab.
6. Wer schon mal in einem Wald war, kann mir bestaetigen, dass es dort viele baumstaemme gibt.
Ich habe also 2 Stunden intensiv gesucht (wer mich kennt, weiss ja, was fuer ein begnadeter Sucher ich bin, Ostern war schon immer mein Lieblingsfest). Dann hab ich aufgegeben. Denn ohne GPS_geraet geht das wohl doch nicht, ausserdem waren meine Wasservorraete aufgebraucht, ausserdem zogen dunkle Regenwolken, ausserdem hatte ich etwas Angst vor wilden Tieren und Giftschlangen, ausserdem stand ich grade auf einem Ameisenhaufen, um einen Ueberblick zu erhalten und ein Heuballen ist an mir vorbeigerollt. Auf dem Rueckweg wollt ich besonders clever sein und eine Abkuerzung nehmen, doch die Strassen verlaufen nicht alle so, wie ich es gerne haette, so dass ich mich dann noch komplett verlaufen habe und etwas regen abbekommen hab. Zurueck zu Hause habe ich dann eine brennende kerze im Adventskraz erwartet, doch sowas ist hier nicht ueblich und meine Erklaerung,was das denn sei wurde mit viel Gelaechter aufgenommen. Ich konnte leider nicht erklaeren, woher der Brauch denn kommt. Bisher hab ich mir diese Frage noch nie gestellt, denn er war ja immer da. Manchmal fallen die Dinge erst auf, wenn sie nicht da sind. Wer mir eine Antwort geben kann, dem bin ich sehr dankbar.
Trotz meines misglueckten Pfadfinderausfluges war es doch ein sehr gelungenes Wochenende.

Willkommen in Zimbabwe

Es geht bergab mit dem Land und ich habe von mehreren Seiten gehoert, dass der eingeschlagene Weg in Richtung Zimbabwe geht.Uebrigens schuldet Zimbabwe Malawi ueber 100Millionen US$. Einem komplett bankrottem Staat soviel Geld zu leihen und jetzt selber auf den Bankrott zu gehen beweist nicht grade, dass der Staatspraesident ein promovierter Wirtschaftswissenschaftler ist. Momentan laeuft ja (neben der WTO Ministerkonferenz) auch der Commonwealthgipfel in Trinidad. Bingu hat seine Teilnahme kurzfristig abgesagt. Offiziel, weil er ein gutes Beispiel abgeben moechte, denn er hat von seinen Ministern gefordert, dass sie nur 6 Auslandsreisen a 2 Wochen pro Jahr machen. Aber in Wirklichkeit gibt es entweder keinen Treibstoff fuer seinen Jet (den er vor 3 Wochen gekauft hat fuer 12Millionen) oder es gibt nicht genuegend Dollar, dass er sich in einem 5Sterne Hotel in der pre Carnevalssonne mit Champagner und Kavier zu schuetten kann. Das ist auch, was ich am schlimmsten finde, die staendigen und extrem offensichtlichen Luegen der Politiker. Zu jedem kritischen Thema gibt es eine Politikerluege, die sich innerhalb von 24h als eine solche herausstellt. Und die Wahrheit von Anfang an zu sagen, waere ueberhaupt nicht schlimm, wird wohl aber als Schwaeche angesehen. Ihr erinnert euch sicherlich noch gut an den DPP-Politiker, der vor 3Wochen den Praesidenten in einem Brief kritisiert hat. Erst wurde er ja aus der Partei geschmissen und jetzt am Wochenende wurde er verhaftet. Warum? Keine Ahnung.
Wirtschaftlich gesehen geht es Malawi auch von Tag zu Tag schlechter. Die Treibstoffkrise war ja anfangs nur auf Diesel beschraenkt, jetzt gibt es auch kein Benzin mehr. Und wenn es mal etwas gibt, dann extrem teuer (Angebot und nachfrage). Ein Liter Diesel kostet momentan 1,60Euro in einem Land, indem mehr als 60% der Bevoelkerung weniger als 1$ pro Tag verdienen...Es gibt natuerlich auch eine neue Erklaerung dafuer. An einer Bruecke in Mozambik werden Bauarbeiten durchgefuehrt und deshalb koennen die Tanklaster nicht nach Malawi gelangen.Die Krise hat natuerlich auch Auswirkungen auf alle Bereiche des Landes. Busse fahren nicht, Krankenhaeuser koennen nicht adequat arbeiten, da sich Stromausfaelle haeufen und kein Diesel fuer die Generatoren vorhanden ist, Duengemittel (es ist grade Aussaatzeit) koennen nicht ausgeliefert werden. Letzteres gilt natuerich nur, wenn es auch Duengemittel gibt. Die letzte Wahl wurde von der DPP gewonnen, weil sie ein subventioniertes Duengemittelprogramm (als Least Developed Country duerfen sie (anders als die EU) Inputsubventionen vergeben) versprochen haben. Es gibt aber sehr wenig Duenger und noch weniger subventionierten. Offizielle Erklaerung: Das Schiff mit dem Duenger wurde vom\n somalischen Piraten gekapert...
Neu dazu gekommen zu den schon vorhandenen Problemen ist eine Wasserkrise. In Blantyre gibt es teilweise tagelang kein Wasser und auch hier in lilongwe bleiben die haehne manchmal stundenlang trocken. Die Schuld wird Escom (dem Stromanbieter) gegeben, ohne Strom keine Pumpen, kein Wasser.
Letzte Woche wurde dann auch mal reagiert und sowohl der ESCOM Boss, als auch der Waterboard Boss wurden gefeuert, na das ist doch mal ein Anfang.
Soweit die politischen News aus dem NEW-Zimbabwe, es folgen die erfreulicheren privaten

Sonntag, 22. November 2009

Blantyre City

An diesem Wochenende hab ich mir mal was gegoennt und eine kleine Reise in die Stadt der Staedte (zumindest hier in Malawi) unternommen. Blantyre City, die wirtschaftliche Hauptstadt Malawis. So ziemlich alles, was wichtig ist, ist in Blantyre. Banken, viele Geschaefte, die Carlsberg-Brauerei, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Im Buero waren auch alle ganz erstaunt, dass ich in meinen sieben Wochen Aufenthalt noch nicht in Blantyre war. Also setzte ich mich freitags, nach einem halben Arbeitstag, puenktlich um 12Uhr in einen Bus, der dann auch direkt losfuhr (nach 1,5Stunden warten bis alle Sitz- und Stehplaetze belegt waren). Die Haelfte der Strecke, bis nach Ntcheu, kannte ich ja schon. Wie schon mal erwaehnt ist dies die gefaehrlichste Strasse Malawis und in so einem Bus bekommt man schon ab und zu mal Angst aufgrund gewagter Ueberholmanoever in Kurven und rasantem Tempo. Ausserdem ist so ne Busfahrt immer ne richtige Herausforderung die Blase zu trainieren, denn da wird nicht einfach mal angehalten, um ne Pinkelpause zu machen. Bei knapp 6h Busfahrt und viel trinken fuer den Kreislauf ist dies schon ziemlich hart. Natuerlich musste ich auch an meinen alten Kumpel Chrischi denken, der meint, dass dies nur eine psychologische Angelegenheit ist. Ich habe also versucht nicht dran zu denken. Aber macht mal bitte den Selbsttest und versucht mal 5Minuten lang BEWUSST nicht an Krokodile zu denken, ohne jegliche weitere Ablenkung versteht sich (einschlafen zaehlt auch nicht). Ich erreichte Blantyre also gegen 19.30Uhr. Es war schon dunkel und dazu gab es auch noch keinen Strom, also war es richtig dunkel. Und es ist doch wirklich sehr spannend in einer fremden Stadt, in der man keine Orientierung hat und niemanden kennt, in kompletter Finsternis anzukommen. In der ersten Nacht schlief ich in einer Backpacker Lodge in unmittelbarer naehe des Busbahnhof. Das heisst, dass ab 5Uhr frueh an Schlaf nicht mehr zu denken war. Dort in der Bar der Lodge trafen sich Reisende aus der ganzen Welt. Australier, Suedafrikaner, Europaeer und unzaehlige Amerikaner. Es war zwar ganz spannend Reiseberichte mit anderen Reisenden auszutauschen, doch irgendwie hab ich die malawische Kneipenatmosphaere vermisst. Ich hab zum beispiel bis dahin noch kein einziges Mal das Wort "fuck" in Malawi gehoert, an diesem Abend kam es in jedem Satz vor. Aber immerhin gab es Rum an der Bar...Sonst findet man sowas hier naemlich nicht, ausser vielleicht mal Bacardi, aber der zaehlt nicht. Einer der wenigen anwesenden Malawier fragte mich, ob ich Rockstar waere, weil ich wie einer aussehe. Klar war schon immer n grosser Rocker.
Am naechsten Morgen begann ich meine Stadterkundung mit einem kleinen Spaziergang zum groessten Shoppingcenter Malawis. Auf der Karte sah die Entfernung ganz gering aus, doch war ich dann 2h unterwegs und haette mal lieber mit dem Minibus fahren sollen. Das Center sah aus wie Kaufpark Eiche und hatte einen Shoprite (suedafrikanisches Kaufland, davon gibt es ganze zwei Stueck in Malawi) und ein Game (ein Laden, wo man alles bekommt, wirklich alles, davon gibt es nur diesen in Malawi). Es ist total absurd in den Laeden Weihnachtsdekoration zu sehen, denn bei 35Grad wirken Tannenbaeume, Lametta und Christbaumkugel irgendwie fehl am Platze. Hab auch eine Strassenverkaeuferin mit Weihnachtsmannmuetze gesehen. Da musste ich direkt ein bisschen schmunzeln. Das Shopping Center hat mich dann aber auch eher an Suedafrika oder Europa erinnert und war auch dementsprechend teuer, sodass ich meine ausgiebige Einkaufstour (3CDs und eine Sonnenbrille) dann lieber auf dem Markt fortgesetzt habe. So ein afrikanischer Markt ist eh viel spannender. Tausende von Staenden eng an eng, sodass man kaum duchpasst (zum Glueck hab ich ziemlich abgenommen und konnte mich mit angeborener Eleganz hindurch schlaengeln) und man muss immer aufpassen, dass man nicht verloren geht, weil man die Orientierung dort sehr schnell verlieren kann. Dort sollte man mal n GeoCacheDing verstecken.
Fuer die zweite Nacht hab ich mir dann mal ein Hotel gegoennt, inklusive Fruehstueck. Es gab Filterkaffee, oh man endlich mal kein Instant-Zeugs.
Nachdem ich mir alles wichtige angesehen habe, inklusive der vielen (zwei) Sehenswuerdigkeiten, dem aeltesten Gebaeude Malawis eine Kirche von 1893 und der alten Town Hall (mit privater Fuerhung durchs Gebaeude), ging es dann Sonntag wieder zurueck nach Blantyre. Einen Bus habe ich sofort bekommen, doch leider war dieser noch fast leer, sodass ich 3,5Stunden drinne sass und wartete, dass er sich fuellt und wir losfahren. Das ist bei 35Grad und extremer Luftfeuchtigkeit wirklich ein Riesenspass. Vorallem, wenn 4Busse um die potentiellen Passagiere konkurrieren, die sonntags um die Mittagszeit nicht grade in Massen kommen. Dazu wird auch immer der Motor laufen gelassen und der Fahrer hat seinen Fuss fast permanent auf dem Standgas, um den Leuten zu signalisieren, dass man gleich losfaehrt. Aber gleich ist ja bekanntlich relativ. Zum Glueck war die Rueckfahrt sehr kurzweilig. Wenn ich nicht zur malawischen Dancehallszene komme, dann kommt diese halt zu mir und so traf es sich, dass mein Bussitznachbar ein junger aufstrebender Dancehall-Artist war. Dank moderner Bluetoothtechnik hab ich dann auch zwei Promos ergattern koennen und hab ihn auch nach Dub Plates gefragt. Dies ist aber wohl ein eher unwahrscheinliches Unterfangen. Ich musste ihm naemlich auch erklaeren, was das ist...
Jetzt sind es noch ganze 20 Arbeitstage, die mir bevorstehen und zumindest fuer diese Woche habe ich eine weitere Aufgabe. Ich soll fuer irgendeinen Geldgeber ein Proposal ueber internationalen Handel, dessen Einfluss auf Malawi und die Bewohner schreiben. Na nichts leichter als das...

PS: alle mal klatschen und sagen "typisch", denn ich habe meine Fotospeicherkarte verloren, voll mit 200Fotos vom Workshop. Zum Gluieck ist es die andere, groessere Speicherkarte noch da und die verlorenen Fotos muessten theoretisch auch auf irgendeinem Laeppi sein.
Apropros Workshop, unsere Arbeit in den Distrikten hat die verdiente Anerkennung gefunden und steht in der Zeitung, samt Foto. Leider ist es nur ein Foto vom Team, welches in der Sued Region unterwegs war und zeigt meinen Buerositznachbar Chandiwira.

PS2: Ich schreibe immer so lange Blogeintraege, weil ich keine Zeit fuer kurze habe...(nach einem Zitat von C.Dickens)

Donnerstag, 19. November 2009

man bin ich muede

Kaum hat man mal etwas zu tun, da ueberstuerzt sich die Arbeit und man muss Nachtschichten einlegen. In einem Team-Meeting am Montag wurde beschlossen, dass die Reporte ueber unsere Arbeit in den Distrikten bis Mittwoch Mittag fertig sein sollen und zum DoP geschickt sein, damit er sie durchlesen kann, bevor sie weitergehen zum Chef. 2 Tage also, ansich eine machbare Aufgabe. ABER dann wurde ich auch noch ausgewaehlt einem Workshop beizuwohnen, den ich nicht verpassen wollte. Ich durfte naemlich weitere wichtige Personen kennen lernen. Der Workshop hatte das Thema: “Sanitary and Phytosanitary Agreements and technical Barriers to Trade” und wurde von einer tuerkischen Vertreterin der WTO im Ministerium fuer Handel durchgefuehrt. Mein erstes Mal also, dass ich ein Ministerium betreten habe und dann war der Konferenzraum auch noch in der vierten Etage, ich war mal hoeher als Paterre, da hab ich direct ueberlegt Hoehenangst zu bekommen, aber weil ich vorher ja auch keine hatte, habe ich es gelassen. Der Workshop war von Dienstag bis Mittwoch und ganz spannend, wenn auch ziemlich technisch. Ich war der einzige Vertreter der malawischen Zivilgesellschaft….der Rest der Teilnehmer kam von Regierungsorganisationen. Es waren aber nur 10 Teilnehmer insgesamt. Ich glaube, das lag daran, dass es zwar sehr bequeme Sessel gab (die bequemsten, die ich bei den bisherigen Meetings erleben durfte), aber weder Snacks noch Softdrinks und erst recht kein Mittag. So was hab ich ja noch nie erlebt hier…Da sieht man mal, dass das Ministerium kein Geld dafuer hat.
Das grosse Problem war nun aber, dass ich ja auch meine Auswertungen beenden musste, also habe ich einen Laptop geborgt bekommen und konnte meine Arbeit zu Hause beenden. In einer schlaflosen Nacht voller Arbeit (was ohne Strom manchmal ziemlich schwierig ist, wegen wach bleiben in der Dunkelheit und Akku) habe ich es dann tatsaechlich bis Mittwoch geschafft meine Auswertungen zu beenden. Und dann komme ich heute ins Buero und die anderen Teams, die im Norden bzw Sueden waren, arbeiten immernoch ganz gelassen an ihren reporten. Auch deadlines warden halt eher als so ne art richtlinie gehandelt…na toll.

Die Stromausfaelle hier werden uebrigens immer regelmaessiger und haeufiger. Als ich hier ankam, gab es ein bis zweimal in der Woche keinen Strom. Das hat sich gesteigert bis zu taeglichen Stromausfaellen. Und seit letzter Woche gibt es sogar zweimal taeglich einen Stromausfall. Das macht natuerlich ungeheuer spass, wenn man grade in einem Internetcafe sitzt und n ewiglangen Blogeintrag schreibt und dann alles weg ist…Escom (der hiesige Stromanbieter) hat sogar seine Mitarbeiterweihnachtsfeier abgesagt...Im letzten Jahr haben sie zu Weihnachten ne Party fuer die Mitarbeiter im Wert von 300.000Euro geschmissen. Das kam bei der restlichen Bevoelkerung mit ihrem minimalem Zugang zu Elektrizitaet natuerlich super an.

Auch die Treibstoffkrise ist trotz des Kredites noch nicht vorbei, weshalb unser generator auch stumm bleibt. Wenn es ein Geruecht gibt, dass eine bestimmte Tankstelle eine Treibstofflieferung bekommt, dann stehen da spontan Tausend Fahrzeuge Schlange und wenn dann tatsaechlich eine Lieferung kommt, ist sie innerhalb weniger Stunden wieder alle. Ein ganz sympathisches Mitglied des Parliaments hat uebrigens gefordert, dass Politiker bevorzugt werden sollten, weil es ja ehrenwerte Personen sind und man nicht verlangen kann, dass sie sich zu den anderen in die Schlange gesellen.
Ich hoffe nur, dass die Busse auch etwas abbekommen vom knappen Treibstoff, denn ich moechte am Wochenende nach Blantyre reisen, die Wirtschaftshauptstadt des Landes, alles was wichtig ist, befindet sich in Blantyre.

Wie ich schon erwaehnt habe liegt das an einer akuten Knappheit von Devisen im Land, sodass Malawi nichts importieren kann. Heute steht dazu ein interessanter Artikel in der Zeitung, der hinterfragt, wo denn die ganzen Devisen sind, denn gerade hat hier die verkaufssaison vom Devisenbringer Nummer 1 (Tabak) geendet, ausserdem sind die diesjaehrigen Exporteinnahmen um 100% (30Mrd MK)gestiegen, wohingegen die Importkosten nur um 23Mrd MK gestiegen sind. Und die Hauptimporte Duenger und Treibstoff sind fast 50% billiger als im vergangenen Jahr, sodass sie die Importkosten viel weniger belasten duerften. Trotzdem gibt es keine Devisen. Aber wo sind sie? Beziehungsweise: Wer hat sie? Hierbei sei angemerkt, dass Malawi sich in der internationalen korruptionsliste in diesem jahr um 25Plaetze verbessert hat...

Das Gewinnspiel ist uebrigens beendet. Ein Flasche KucheKuche geht an den Herrn Papa. Der beruehmteste Deutsche ist Michael ballack und mit Voxwahn ist ein Volkswagen gemeint. Ich gebe zu, dass ich ihm etwas geholfen habe, Aber nach all seinen Ausgaben in diesem jahr hat er sich den Preis wirklich verdient.

Zum Schluss noch der aktuellste Geburtstagsgruss: Alles Liebe zum Geburtstag und ne schoene feier lieber Patrick (gemeint ist mein Cousin)