Ich wollt nämlich die Spannung aufrecht erhalten, den Bogen strecken. Leider glaube ich, dass zwischen den beiden Posts noch niemand meine Seite besucht hat, also sich auch niemand durch meine Spannung gefesselt gefühlt haben wird...außer ich selbst vielleicht. Naja, genug der sinnlosen Einleitungen. Zeit für Klartext:
Ich habe diesen Blog erstellt, da ich für drei einhalb Monate (genauer 105 Tage) ins südliche Ausland gehen werde, ins südliche Afrika, nach Malawi.
Dort werde ich mein obligatorisches Praktikum für meine wissenschaftliche Ausbildung absolvieren. Was ich machen werde und wo? Später wird auch dies geklärt (Spannungsaufbau...). Jetzt möchte ich erst einmal Malawi vorstellen.
Malawi grenzt im Norden und Nordosten an Tansania, im Westen an Sambia und im Süden und Südosten an Mozambik. Somit ist Malawi ein sogenanntes landlocked country (Binnenstaat), was sich auf die Wirtschaftsleistung enorm auswirkt. Im Osten des Landes befindet sich der drittgrößte See Afrikas, der Lake Malawi, dessen Fläche von 29.600km² größtenteils zum Staatsgebiet Malawis gehört. Für eine kartographische Übersicht eine wundervolle Karte:
Die Wirtschaft Malawis besteht hauptsächlich aus Agrarprodukten, da Malawi keine Bodenschätze besitzt (außer Bauxit). 90% der Einwohner sind in der Landwirtschaft tätig. Die Landwirtschaft erwirtschaftet 40% des BIP und 90% aller Exporterlöse. Damit steht Malawi im Kontrast zu anderen afrikanischen Ländern, in denen eine verstärkte Landflucht existiert. In Malawi wohnt der Großteil der Bevölkerung auf dem Lande und es gibt keinen Trend der dies umkehren könnte. Das Hauptanbauprodukt und Hauptnahrungsmittel ist Mais (hm, lecka Pap...). Die meisten Maisbauern tun dies auf Subsistenzgrundlage. Durch die einseitige Ausrichtung der Wirtschaft erosieren die Böden und durch die relative Anfälligkeit von Mais auf Wetterbedingungen gab es des öfteren Hungerskatastrophen in Malawi. Die wenigen Großgrundbesitzer bauen die Cash Crops an, also die Agrarprodukte, die man verkaufen kann. Besonders Kaffee, Tee und vor allem Tabak. So verarbeiten beispielsweise 20% aller Top-Tabakmarken Tabak aus Malawi.
Die Wirtschaftsleistung ist in den letzten paar Jahren durschschnittlich um 7-8% gewachsen, was vor allem an der verbesserten agricultural support policy der Malawischen Regierung liegt, die ein Unterstützungsprogramm der Landwirtschaft mit subventionierten Fertilizer und besseren Absatzmarktmöglichkeiten ins Leben gerufen haben. Dennoch bleibt Malawi eines der ärmsten Ländern der Welt und die Wirtschaft konzentriert sich weiterhin nur auf den primären Sektor. Für eine weitere Entwicklung sind ausländische Direktinvestitionen in den sekundären und tertiären Sektor dringend nötig. Auch der soziale Sektor muss weiter verbessert werden. So gibt es beispielsweise in Lilongwe nur einen Zahnarzt. Und auch das HIV/Aids Problem muss verstärkt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gebracht werden, damit es bekämpft werden kann. 11,9 % der Einwohner sind an Aids erkrankt.
Politisch gesehen ist Malawi seit der Demokratisierungswelle die in den 90er Jahren durch Afrika schwappte eine Präsidialdemokratie. 1993 wurde der Dr. Hastings Kamuzu Banda friedlich entmachtet. Banda führte Malawi 1964 (da war er bereits 68...also war er bei seiner Absetzung 98Jahre alt, nicht schlecht für ein Land in dem über 50% unter 15Jahren sind und die Lebenserwartung bei 40 Jahren liegt...Banda starb übrigens 1997 im Alter von 101) in die Unabhängigkeit von Großbritannien. In den nächsten 30 Jahre erlebte Malawi eine autokratische Ein-Mann-Diktatur gekennzeichnet durch Patrimonialismus, Mißwirtschaft und Korruption. 1994 wurden dann aber die ersten freien Wahlen durchgeführt, die Bakili Muluzi gewann. Er wurde dann bei den Wahlen 2004 vom jetzigen Staatschef Bingu wa Muthariku abgelöst. Muthariku wurde im Mai 2009 wiedergewählt. Von diesen Wahlen hat man in der deutschen Presse rein gar nichts lesen können (außer einem Miniausschnitt in der TAZ), denn sie waren unspektakulär, frei und fair und boten keine "afrikanischen Stammeskriege" wie der 2007er Wahl in Kenia.
Das war es erstmal grob gefasst, vielleicht/wahrscheinlich folgen noch ein-zwei Ergänzungen.
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