Samstag, 24. Oktober 2009

Kleine Fortsetzung von gestern

So, ich nochmal. Hab den ganzen Morgen in der National Library verbracht. Sehr interessant und sehr voll ist es da. Lauter junge Leute im Alter von 10 bis 25Jahren, die alle ganz fleissig lernen. Knowledge is the key. Da hab ich mich direkt dazu gesetzt und mir ein Buch aus der Literaturabteilung vorgenommen. Terry Pratchett, ganze 4 Buecher haben se hier von ihm. Stehen gleich neben nem dicken Schinken von Rosamunde Pilcher... Am Nachmittag muss ich nochmal ins Buero (arbeiten am Samstag, ts), denn dort warden die letzten Feinschliffe fuer die Praesentationen fuer die Economic Literacy Workshops getaetigt und die selbigen besprochen und verteilt. Bin mal gespannt, was ich fuer eine Praesentation halten soll, wahrscheinlich ueber die Auswirkungen der Globalen Finanzkrise fuer den Malawischen Farmer.
Es gibt ja noch einiges, was ich noch nachreichen wollte.
1. Genauso wie in Europa eine allgemeine Unwissenheit ueber Afrika herrscht (das allgemeine Bild ist ja auf Armut, Hunger, HIV/Aids, Korruption, Buergerkrieg beschraenkt, was es sicherlich alles gibt, aber bei weitem nicht alles ist), gibt es bei vielen Afrikanern eine sehr grosse Unwissenheit ueber Europa. Auch bei der gebildeteren Schicht. Ich werde immer ganz unglaeubig angeguckt, wenn ich erzaehle, dass man in Deutschland deutsch spricht und Englisch erst relative spaet in der Schule lernt. Viele haben noch nie von einer Sprache Deutsch gehoert, und koennen Deutschland auch gar nicht geographisch einordnen. Kenntnis haben sie fast ausschliesslich ueber Grossbritannien, die fruehere Kolonialmacht.
2. Ich bin echt ueberrascht gewesen, wie gut die Leute redden, sprechen und praesentieren. In den ganzen Diskussionen und Praesentationen hoert man selten ein Aeh und sie sind meist gut strukturiert. Meine Vermutung ist, dass es ein Ueberbleibsel der oralen Literatur/Tradition ist.
3. Ich hab mich ja mittlerweile (nachdem ich anfangs ein paar mal beinahe auf ner Motorhaube geendet waere) daran gewoehnt beim Strassenueberqueren zuerst in die andere Richtung zu gucken. Woran ich mich aber noch nicht gewoehnt habe, ist das Vorbeilassen in engen Passagen. Durch Rechtsverkehr ist man gewohnt die entgegen kommende Person links vorbei zu lassen, indem man nach rechts ausweicht. Hier weicht man natuerlich nach links aus und laesst die Person rechts vorbei. Das gelingt mir nicht immer, sodas ich einige Male beinahe einfach in den Entgegenkommenden herein gerannt waere. Die haben sich wohl auch gedacht:”Was’n mit dem, sucht der Streit???”
4. Ich hab mich auch gefragt, wie es in so einem armen Land eine Radioshow mit den neuesten Liedern der Karibik geben kann. Ganz klar, die spielen einfach Lieder von ner MixCD. Letzten Donnerstag war eine wohl aktuelle CD von Chinese Assassin dran. Ist halt doof, wenn noch die Jingles drin sind. Aber kein Problem, da wird einfach so getan, als wenn man auch zu Chinese Assassin dazu gehoert. Egal, geile Mucke bleibt geile Mucke.
5. Was mir sehr negative aufgefallen ist, ist das Verhaeltnis und Benehmen der ganzen NGO-Aktivisten (auch von MEJN), Buergerrechtlern, Freiheitskaempfern, …, die sich alle als “Stimme der Armen” und so bezeichnen, gegenueber einfachen Angestellten, besonders Restaurantangestellten. Da wird gepfiffen, geschimpft, gerufen, befohlen und alles auf, wie ich finde, dermassen unfreundliche Art und Weise, dass ich mich immer etwas schaeme. Aber das ist hier so ueblich und liegt wohl auch in der hierarischen Tradition…Die Angestellten wundern sich dann immer, wenn sie von mir dann ein Zikomo (Danke) und ein Laecheln bekommen, was sie dann aber auch gerne erwidern. Am schlimmsten waehrend des Workshops ist mit uebrigens der vertreter des Finanzministeriums aufgefallen…Regierungsvertreter sind halt noch n Zacken schaerfer…
6. Nachdem ich so viele Nachrichten aus der Heimat bekomme (Vielen Dank dafuer, bitte weitermachen, auch wenn mich einige Nachrichten ueber einen gewissen Berliner Fussballverein zu tiefst bestuerzen…), hab ich mir gedacht, ich schick euch auch mal n paar News, was hier so in den Zeitungen steht. Zum einen ist zu sagen, dass MEJN und besonders Andrew (ED) mindestens einmal die Woche in der Zeitung ist und seine Kritik an irgendetwas aeusserst. Aktuell kritisiert er das Road Traffic Departement fuer seine unfaehigen Manager. Dort hat man diese Woche naemlich herausgefunden, dass es moeglich ist fuer 20000MK einen Fuehrerschein zu kaufen, ohne eine einzige Fahrstunde zu absolvieren. Man ist dem auf die Schliche gekommen, nachdem sich einige Personen gewundert haben, wie es Angestellte in niederen Positionen schaffen, teure Haeuser zu kaufen in den besten Gegenden. Ansonsten gab es letzte Woche Examen in den Sekundaer Schulen. Dabei wurden landesweit 100Personen VERHAFTET, weil sie gespickt haben. Dabei lernt man doch nicht fuer die Schule, sondern fuer sich selbst…
Mit diesem aeusserst klugen Spruch heist es Abschied nehmen. Ich meld mich, sobald ich mal wieder die Moeglichkeit habe.

1 Kommentar:

  1. Hi Bjoerne, man kann dir keine Mails mehr senden - Speicherplatz voll ....

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