Freitag, 16. Oktober 2009

die dritte Woche

Hallo alle zusammen. Eigentlich wollte ich ja gestern schon schreiben, denn gestern war Feiertag in Malawi. Gefeiert wurde der Muttertag. Und wie. Die Zeitungen waren voll mit Anzeigen diverser Regierungsvertreter, Unternehmen und so weiter, die allen einen Muettern einen frohen Muttertag gewuenscht haben. In beiden Tageszeitungen war eine Riesensonderbeilage zum Thema Mutter. Da dacht ich, ich kann schon im Internetcafe einen fazinierenden Blogeintrag schreiben, doch es war tatsaechlich alles zu. So blieb mir nichts weiteres uebrig, als ueber den Markt zu schlendern (ein Markt, wie man ihn sich in Afrika vorstellt) und mir einen Sonnenbrand auf der nase einzufangen. Der heutige Beitrag steht unter dem Motto:”Neue Erlebnisse und Erkenntnisse des Sherlock Bjoerne”.
1. Etwas aeusserst gruseliges sind die Insekten hier. Das sind Viecher, wie ich sie noch nie gesehen habe und vor allem sind die riesig. Da ist zum einen eine Mischung aus Libellen und Wespen mit ewig langen Beinen. Riesige Heuschrecken, und mehr als riesige Kaefer, so gross wie meine Hand (Ok, war ein schlechter Vergleich, bei meinen zierlichen Haendchen). Am meisten stoert mich, dass die auch in meinem Zimmer sind. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wie die denn da rein kommen, aber hab’s herausgefunden und das Problem geloest. An meiner badewanne war eine Fliese locker und da entstand ein Zwischenraum durch den die Viecher durchgekrabbelt sind, denn unter der bade wanne ist schon draussen. Also hab ich den Zwischenraum so gut es ging verstopft.
2.Das hiesige Telefonverhalten hat mich am Anfang ganz schoen verdutzt, Hier wird ja immer und ueberall telefoniert, jeder hat ein Handy und nutzt es auch und die gebuehren sind echt niedrig. Hier wird sogar in wichtigen Sitzungen IMMER ans Telefon gegangen und alle finden das normal. Doch was mich so verwundert hat, ist das ploetzliche Abbrechen eines Telefonates. Da wird dann irgendwann einfach aufgelegt und so ging es mir des oefteren so, dass am anderen Ende der Leitung keiner mehr dran war. Man kann ja wohl noch Tschuess sagen.
3. Sehr grosser Wert wird hier auf Titel gelegt. Damit sind nicht nur Doktor- oder Professorentitel gemeint, sondern auch Berufsbezeichnungen. Im Buero redet man den Chef mit ED an (steht fuer Executive Director), den Vizechef mit DOP (Director of Programmes) usw. Zum Glueck werd ich nicht mit Intern angesprochen.
4. Man erkennt hier immer sehr leicht, wer ein Auto hat (wenn man eins hat faehrt man damit ueberall hin, auch wenn es nur vom Wohnzimmer in die Kueche ist) und wer nicht. Denn diejenigen, die mit dem Bus (mehr als 25Personen auf einmal passen da wirklich nicht rein, ich kanns bestaetigen) oder zu Fuss kommt, hat roten Sand am Schuh. Die rote, staubige, afrikanische Erde ist hier naemlich ueberall und in Ermanglung von Buergersteigen muss man durch sie laufen. Das bringt mich zu meinem naechsten Punkt: Neues vom Strassenbau. Nachdem unsere Strasse noch einmal mit Teer gestrichen wurde (und ich hab gesehen, dass sie wirklich mit Besen gestrichen wird), wurden Kieselsteine auf den frischen teer gestreut. Ich frag mich, ob es das jetzt war, oder ob der Ausbau der lokalen Strassen noch weiter geht. Bleib natuerlich fuer euch am Ball/Teer kleben.
5.Am Mittwoch war ich dann acuh mal im Immigration Office und beinahe ohnmaechtig geworden. Anstatt wie angenommen 90 Tage, darf ich nur 30Tage Visafrei in Malawi sein. Fuer die naechsten 60Tage muss ich 10.000MK (ca 50Euro) zahlen und danach muss ich mich fuer ein PRT(?) Visa bewerben. Das kostet dann noch einmal 30.000MK (150Euro), wobei es egal ist, ob man einen Tag oder 2Jahre laenger bleibt. Fuer mich bedeutet das, dass ich fuer 15Tage, die ich im Land rumreisen wollte, 150Euro berappen soll. Das finde ich dann schon ganz schoen heftig und da ab dem 18.12. eh das Buero geschlossen ist, kann ich auch schon um die Weihnachtszeit reisen. Deshalb versuchen mein Papa (dem ich auf diesem Wege einmal recht herzlich fuer seine Untestuetzung danken moechte, ich hoffe ich beanspruche dich nicht allzu sehr und halte dich womoeglich noch vom Lernen ab) und ich meinen Flug zu aendern, sodass ich vllt schon Ende Dezember wieder da bin. Plant also schon mal die Wieder-da-seins-(trauer)Feten und Silvester…Ich weiss aber nicht, ob das klappt mit dem Flug. Wem die Zeit bis dahin trotzdem wie eine Ewigkeit vorkommt: “Die Ewigkeit ist ein Augenblick, gerade lang genug fuer einen Spass.” (Wer weiss welcher kluge Mann diese Worte schrieb, bekommt n Preis. – Ne Extraportion Nsima)
7. Ansonsten hab ich noch 2 Beobachtungen bei der holden Damenwelt gemacht (rein zufaellig natuerlich). Und zwar haben die meisten Damen auch Nagellack an den Fingernaegeln, aber meistens nur an der linken Hand. Meine Loesung des raetsel: mit der rechten hand isst man ja und da waere es ja sehr schaedlich mit einer Nagellack verunreinigten hand in den Nsima zu tunken. Die zweite beobachtung betrifft wohlhabendere Frauen ab 40, anfangs dacht ich noch, die haben aber im Vergleich zu anderen glatte haare, koennen sich wohl n teuren Friseur leisten, doch nun hab ich festgestellt, dass das Peruecken sind, die diese Frauen tragen. Drauf gekommen bin ich, als bei Mama Magombe (Finance Director bei MEJN, ca 60) unter den glatten, dunkeln Haaren die krausigen, grauen Haare hervor gelugt haben.
8. Zum Thema Essen und Trinken. Alle Heissgetraenke, ausser Tee, sind hier aus Suedafrika importierte und somit extrem teure, Instantgetraenke (Kakao, Kaffee, Milchpulver). Davon kann man soviele Loeffel nehmen, wie man will, das Getraenk schmeckt trotzdem nach Wasser. Wirklich kein Zucker schlecken fuer Kaffeetrinker, dabei wird hier doch Kaffee angebaut, aber der geht wahrscheinlich direkt in den Export. Ansonsten bin ich jetzt schon ein kleiner Nsima-Experte (ich bekomm jedenfalls schon kleine Kuegelchen gerollt) und mein Teller gleicht nur noch einem halben Schlachtfeld. Trotzdem trage ich durch mein Tischbenehmen noch immer zur allgemeinen Abendbelustigung bei. Aber ich lerne und das finden alle sehr toll, genauso, wie sie meine Chichewafortschritte bewundern und meinen, dass ich sehr intelligent sein muss, um solche Fortschritte in so kurzer Zeit zu machen. Zikomo
9. Im Buero ist der ED Andrew jetzt wieder da. Ein sehr freundlicher mann, natuerlich mit Bauch, da wohlhabender. Er will bis naechste Wochemit mir zusammen einen Plan erstellen, in dem meine Wuensche und Anliegen festgehalten sind, was ich bei MEJN machen moechte bzw lernen moechte. Der soll MEJN und auch mir helfen meine Aktivitaeten hier zu monitoren…Ansonsten will er mir tausend Deutsche vorstellen, damit ich endlich mal Deutsch reden kann. Ich find das insofern gut, dass das alles Personen von Botschaft, DED und GTZ sind und ich mich schon mal fuer einen moeglichen Job bei denen beliebt machen kann, ausserdem ist es ja gut, wenn die alle schon von MEJN gehoert haben und ich dass dann in meinen Lebenslauf angeben kann. Mittwoch hat er mir schon eine tante von der Konrad-Adenauer-Stiftung vorgestellt. Ich fand sie aber unsympathisch. Eine der wenigen, die sich hier mit Nachnamen vorgestellt hat (Selbst der Chef der EU Kommission fuer die EPA Finanzierungsunterstuetzung (EDF) Dr. Spread, hat sich mir mit Patrick vorgestellt), halt ne richtige CDU-Tante, wobei ich natuerlich keinen CDU-Waehler diskriminieren moechte, immerhin ist mein Leipziger Mitbewohner ja auch CDU Waehler (guckt euch doch an, wie der waehlen gegangen ist)…
10. Ansonsten fand Andrew es etwas merkwuerdig, dass ich keinen Laptop mitgebracht habe. Ich haett ihn hier tatsaechlich gut gebrauchen koennen, denn so muss ich all meine Notizen, die ich mir hier machen, und Datensammlungen zu hause nochmal abtippen, was mich bestimmt einen Monat beschaeftigt haelt.
11. Am gestrigen tag war es dann soweit und ich durfte/musste das Tischgebet beim Abendessen sprechen. Zum Glueck gab es die Essen bei Jakob in der Vergangenheit, sodass ich ja nicht komplett unvorbereitet war.
12. Donnerstag Abend ist dann auch direkt mein Abend, denn der kommt ReggaeSplash im Radio, die YoungLion Show aus Malawi, aber genau so aktuell (wie geil ist denn die Mavado-Mc Greggor Kombo…). Da heisst es den Abendlang im Zimmer tanzen, denn leider ist die sonstige Musik, die ich hoeren kann auf die drei Mixe beschraenkt, die ich auf dem Handy habe.
13.Das war es dann auch schon, mal sehen, was das Wochenende bringt und die naechste Woche in Salima. Falls ich nicht noch mal in Netz komme, dann sei noch gesagt, dass ich am 21. Natuerlich dem Buschi stark die Daumen druecke und ich hoffe du weisst: Das Ziel heisst 1.3

Mbasi, ndapita...

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