Sonntag, 22. November 2009

Blantyre City

An diesem Wochenende hab ich mir mal was gegoennt und eine kleine Reise in die Stadt der Staedte (zumindest hier in Malawi) unternommen. Blantyre City, die wirtschaftliche Hauptstadt Malawis. So ziemlich alles, was wichtig ist, ist in Blantyre. Banken, viele Geschaefte, die Carlsberg-Brauerei, um nur mal ein paar Beispiele zu nennen. Im Buero waren auch alle ganz erstaunt, dass ich in meinen sieben Wochen Aufenthalt noch nicht in Blantyre war. Also setzte ich mich freitags, nach einem halben Arbeitstag, puenktlich um 12Uhr in einen Bus, der dann auch direkt losfuhr (nach 1,5Stunden warten bis alle Sitz- und Stehplaetze belegt waren). Die Haelfte der Strecke, bis nach Ntcheu, kannte ich ja schon. Wie schon mal erwaehnt ist dies die gefaehrlichste Strasse Malawis und in so einem Bus bekommt man schon ab und zu mal Angst aufgrund gewagter Ueberholmanoever in Kurven und rasantem Tempo. Ausserdem ist so ne Busfahrt immer ne richtige Herausforderung die Blase zu trainieren, denn da wird nicht einfach mal angehalten, um ne Pinkelpause zu machen. Bei knapp 6h Busfahrt und viel trinken fuer den Kreislauf ist dies schon ziemlich hart. Natuerlich musste ich auch an meinen alten Kumpel Chrischi denken, der meint, dass dies nur eine psychologische Angelegenheit ist. Ich habe also versucht nicht dran zu denken. Aber macht mal bitte den Selbsttest und versucht mal 5Minuten lang BEWUSST nicht an Krokodile zu denken, ohne jegliche weitere Ablenkung versteht sich (einschlafen zaehlt auch nicht). Ich erreichte Blantyre also gegen 19.30Uhr. Es war schon dunkel und dazu gab es auch noch keinen Strom, also war es richtig dunkel. Und es ist doch wirklich sehr spannend in einer fremden Stadt, in der man keine Orientierung hat und niemanden kennt, in kompletter Finsternis anzukommen. In der ersten Nacht schlief ich in einer Backpacker Lodge in unmittelbarer naehe des Busbahnhof. Das heisst, dass ab 5Uhr frueh an Schlaf nicht mehr zu denken war. Dort in der Bar der Lodge trafen sich Reisende aus der ganzen Welt. Australier, Suedafrikaner, Europaeer und unzaehlige Amerikaner. Es war zwar ganz spannend Reiseberichte mit anderen Reisenden auszutauschen, doch irgendwie hab ich die malawische Kneipenatmosphaere vermisst. Ich hab zum beispiel bis dahin noch kein einziges Mal das Wort "fuck" in Malawi gehoert, an diesem Abend kam es in jedem Satz vor. Aber immerhin gab es Rum an der Bar...Sonst findet man sowas hier naemlich nicht, ausser vielleicht mal Bacardi, aber der zaehlt nicht. Einer der wenigen anwesenden Malawier fragte mich, ob ich Rockstar waere, weil ich wie einer aussehe. Klar war schon immer n grosser Rocker.
Am naechsten Morgen begann ich meine Stadterkundung mit einem kleinen Spaziergang zum groessten Shoppingcenter Malawis. Auf der Karte sah die Entfernung ganz gering aus, doch war ich dann 2h unterwegs und haette mal lieber mit dem Minibus fahren sollen. Das Center sah aus wie Kaufpark Eiche und hatte einen Shoprite (suedafrikanisches Kaufland, davon gibt es ganze zwei Stueck in Malawi) und ein Game (ein Laden, wo man alles bekommt, wirklich alles, davon gibt es nur diesen in Malawi). Es ist total absurd in den Laeden Weihnachtsdekoration zu sehen, denn bei 35Grad wirken Tannenbaeume, Lametta und Christbaumkugel irgendwie fehl am Platze. Hab auch eine Strassenverkaeuferin mit Weihnachtsmannmuetze gesehen. Da musste ich direkt ein bisschen schmunzeln. Das Shopping Center hat mich dann aber auch eher an Suedafrika oder Europa erinnert und war auch dementsprechend teuer, sodass ich meine ausgiebige Einkaufstour (3CDs und eine Sonnenbrille) dann lieber auf dem Markt fortgesetzt habe. So ein afrikanischer Markt ist eh viel spannender. Tausende von Staenden eng an eng, sodass man kaum duchpasst (zum Glueck hab ich ziemlich abgenommen und konnte mich mit angeborener Eleganz hindurch schlaengeln) und man muss immer aufpassen, dass man nicht verloren geht, weil man die Orientierung dort sehr schnell verlieren kann. Dort sollte man mal n GeoCacheDing verstecken.
Fuer die zweite Nacht hab ich mir dann mal ein Hotel gegoennt, inklusive Fruehstueck. Es gab Filterkaffee, oh man endlich mal kein Instant-Zeugs.
Nachdem ich mir alles wichtige angesehen habe, inklusive der vielen (zwei) Sehenswuerdigkeiten, dem aeltesten Gebaeude Malawis eine Kirche von 1893 und der alten Town Hall (mit privater Fuerhung durchs Gebaeude), ging es dann Sonntag wieder zurueck nach Blantyre. Einen Bus habe ich sofort bekommen, doch leider war dieser noch fast leer, sodass ich 3,5Stunden drinne sass und wartete, dass er sich fuellt und wir losfahren. Das ist bei 35Grad und extremer Luftfeuchtigkeit wirklich ein Riesenspass. Vorallem, wenn 4Busse um die potentiellen Passagiere konkurrieren, die sonntags um die Mittagszeit nicht grade in Massen kommen. Dazu wird auch immer der Motor laufen gelassen und der Fahrer hat seinen Fuss fast permanent auf dem Standgas, um den Leuten zu signalisieren, dass man gleich losfaehrt. Aber gleich ist ja bekanntlich relativ. Zum Glueck war die Rueckfahrt sehr kurzweilig. Wenn ich nicht zur malawischen Dancehallszene komme, dann kommt diese halt zu mir und so traf es sich, dass mein Bussitznachbar ein junger aufstrebender Dancehall-Artist war. Dank moderner Bluetoothtechnik hab ich dann auch zwei Promos ergattern koennen und hab ihn auch nach Dub Plates gefragt. Dies ist aber wohl ein eher unwahrscheinliches Unterfangen. Ich musste ihm naemlich auch erklaeren, was das ist...
Jetzt sind es noch ganze 20 Arbeitstage, die mir bevorstehen und zumindest fuer diese Woche habe ich eine weitere Aufgabe. Ich soll fuer irgendeinen Geldgeber ein Proposal ueber internationalen Handel, dessen Einfluss auf Malawi und die Bewohner schreiben. Na nichts leichter als das...

PS: alle mal klatschen und sagen "typisch", denn ich habe meine Fotospeicherkarte verloren, voll mit 200Fotos vom Workshop. Zum Gluieck ist es die andere, groessere Speicherkarte noch da und die verlorenen Fotos muessten theoretisch auch auf irgendeinem Laeppi sein.
Apropros Workshop, unsere Arbeit in den Distrikten hat die verdiente Anerkennung gefunden und steht in der Zeitung, samt Foto. Leider ist es nur ein Foto vom Team, welches in der Sued Region unterwegs war und zeigt meinen Buerositznachbar Chandiwira.

PS2: Ich schreibe immer so lange Blogeintraege, weil ich keine Zeit fuer kurze habe...(nach einem Zitat von C.Dickens)

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