Donnerstag, 12. November 2009

Halbzeit

Ja genau, die erste Halbzeit ist um. Genau heute ist die Haelfte meines Praktikums vorbei. 45 Tage bin ich jetzt schon in Malawi, hab mich an so ziemlich alles gewoehnt, mich eingelebt, Menschen und Land kennen gelernt. Jetzt warden die Tage kuerzer und die ein oder andere Person ist deshalb schon sehr traurig in Malawi..

Meine Arbeit im Feld ist nun auch beendet. Gestern sind wir aus unserem letzten Distrikt zurueck gekehrt. Es ist auch ganz nett mal wieder im Buero zu sein, denn die Arbeit in den Workshops ist doch ziemlich Kraft raubend, warum auch immer. Zudem hab ich jetzt auch erstmal eine wichtige Aufgabe zu erledigen, die mich die naechste Woche beschaeftigen wird. Ich soll die gesammelten Daten und Informationen aus den Distrikten anlysieren und zusammenfassen und somit meinen Teil fuer den Abschlussbericht beitragen. Gerade jetzt, wo ich ein wunderbares Thema fuer mein Selbststudium gefunden habe (muss ja auch langsam mal an meine Magisterarbeit denken) , naemlich den Nutzen und die Herausforderungen der dualen Mitgliedschaft in zwei regionalen Handelsgemeinschaften und die daraus resultierenden Problemen in den EPA-Verhandlungen (auch wenn der Praesident gesagt hat, dass er die EPAs nicht unterzeichnet). Alles klar?.. Aber was soll’s, noch hab ich ja 45 Tage Zeit.

Diese Woche war ich also in Ntcheu. Dies soll wohl der aermste aller 29Distrike Malawis sein. Ich muss aber sagen, dass ich keinen Unterschied zu der Armut in den anderen Distrikten gesehen habe. Ntcheu hat aber eine atemberaubende Landschaft. Riesige Berge, teilweise bewaldet. Die Strasse nach Ntcheu ist auch die gefaehrlichste Strasse im ganzen Land, mit den meisten Unfaellen, denn die Abhaenge am Strassenrand sind schon ziemlich steil. Die Strasse verbindet die beiden wichtigsten Staedte Malawis Lilongwe (Hauptstadt und Blantyre (wirtschaftliche Hauptstadt) und ist voller Schlagloecher. Uebrigens ist die eine Seite der Strasse malawische Staatsgebiet und die andere Seite mozambikanisches. Ich war also nur 2m von Mozambik entfernt (natuerlich ohne Stempel im Reisepass). Da gehoeren teilweise ganze Doerfer zu 2 verschiedenen Laendern, aber die Bewohner stoert das recht wenig, denn manche wissen nicht mal davon. Auf der mozambikanischen Seite sieht man noch einige Ruinen von grossen Lagerhaeusern oder Villen und auf der malawischen Seite sieht man einige Fluechtlingsdoerfer. Das sind die Ueberreste des Buergerkriegs in Mozambik. Komischerweise hat dieser nie die Strasse ueberquert, sondern sich strikt an die Grenzziehung gehalten. Ansonsten hat Ntcheu einen einzigen Doktor fuer 300.000Einwohner. Dieser ist dann auch direkt der Neffe von Mama Magombo, sodass wir ein herrliches Mittagessen in seinem Haus geniessen konnten und dann hatta mich auch noch zu seiner Hochzeit am 12.12. in Blantyre eingeladen, die anderen natuerlich auch. Natuerlich hat Ntcheu auch ein Nachtleben, so war unser Quartier direkt neben einem Club, den wir dann auch besuchten (Mama Magombo natuerlich nicht), doch anders als in Kasungu war er sehr leer. Vielleicht 10 Gaeste, die Fussball geguckt haben, Bier getrunken haben und der Musik gelauscht haben, wobei gilt: Hauptsache laut, egal was das dann fuer eine Qualitaet ergibt. In Ntcheu hab ich auch meinen ersten Obama gegessen. Das ist eine Art Kuchen (ziemlich trocken), der sehr gross, schwer und nahrreich ist und deshalb nach dem amerikanischen Praesidenten benannt ist. Davor hiess dieser Kuchen uebrigens Bin Laden, fragt mich nicht warum. Zwischen Ntcheu und Lilongwe sieht man mehrere LKWs am Strassenrand, die Fahrer verkaufen ihr vom Spediteur erhaltenes Benzin, den sie wissen genau wie viel sie fuer eine bestimmte Strecke brauchen und koennen so ein wenig extra Geld machen. Das Benzin wird dann uebrigens in den Huetten in Eimern gelagert. So sind schon einige Doerfer abgebrannt.

Wo ich schon beim Thema Hochzeit war. Am Samstag ist der feine Herr auch zu ner Hochzeit eingeladen und ich werde auch hingehen. Dort werden Freunde meiner Gastfamilie heiraten. Letzte Woche hatten sie schon ihre Send-off Party in unserem Garten. Das ist hier sowas wie ein Polterabend, nu rein wenig anders. Im Garten wurde ein riesiges Zelt aufgebaut, eine Muckeanlage und eine Couch wurde seperat aufgestellt. Auf dieser nahm dann das zukuenftige Brautpaar Platz und los ging die Sause. Es wurden Reden gehalten von Eltern, Verwandten und Freunden (natuerlich auf Chichewa aber ich hatte meine Dolmetscher) und zwischendurch Musik gespielt und die Gaeste sind nach vorne “getanzt” um Geld zu spenden, mit dem die Hochzeit bezahlt werden soll. Auch zwischen den Reden wurden Geldscheine nach vorne geschmissen. Das ging dann so weiter fuer 5Stunden. Die Gaeste waren zu 95% weiblich, die Maenner verbringen ihre Zeit lieber in der Kneipe. Und irgendwann musste ich auch tanzen, das war natuerlich wieder eine Attraktion und jeder, vom kleinen Maedchen bis zur afrikanischen Oma, wollte einmal mit mir tanzen. Insgesamt ein grosser Spass.

Die Dieselkrise im Land herrscht uebrigens immer noch an und die Lage beruhigt sich nur langsam. Im letzten Eintrag hab ich das ja nur nebenbei erwaehnt, weil ich gar nicht wusste, was das fuer Ausmassen annimmt. Doch wenn man dann auf die Strassen geht sieht man Minibusse, die geschoben werden und kilometerlange Schlangen an den Tankstellen. Der Grund fuer die Dieselknappheit ist uebrigens gaenzlich unklar. Das zustaendige Ministerium behauptet, dass es einen technischen Fehler in den Oelimprotierenden Haefen gibt. Das wird von diesen Haefen bestritten. Eine andere Quelle behauptet, dass die Grenzen waehrend der Wahlen, die vor kurzen in Mozambik stattfanden, geschlossen waren. Die mozambikanische Regierung besteitet das. Und die wahrscheinlichste Erklaerung, weil von der Malawischen Regierung bestritten, ist, dass die Rechnungen fuer den Treibstoff seit Monaten nicht bezahlt warden koennen. Malawi leidet zur Zeit naemlich an einer akuten Knappheit von auslaendischen Devisen, was nicht nur den Treibstoff, sondern auch andere Teile der Wirtschaft betrifft.

Nun noch zu meiner Zeitungsschau aus Malawi. Es geht gerade die Angst um, dass Malawi Opfer eine tribalistischen Politik wird. Der Praesident moechte naemlich ein Quotensystem fuer Hochschulzugaenge einfuerhen. Momentan sind die meisten Hochschulplaetze mit Studenten aus der Northern Region besetzt, die aber die Bevoelkerungschwaechste ist. Der Praesident will nun mit diesen Quoten erreichen, dass ein gewisser Anteil an Zugaengen fuer jeden Distrikt zur Verfuegung steht. Was bisher also nur durch Leistung erreicht wurde, soll bald auch durch geografische Herkunft moeglich sein. Kein Wunder, dass es Proteststuerme hagelt. Ein Parteimitglied der regierenden DPP wurde dann auch letzte Woche aus der Partei geschmissen, nachdem er den Praesidenten oeffentlich fuer seine Plaene kritisiert hat. Das ist doch mal Demokratie und freie Meinungsaeusserung. Dazu kommt noch, dass der Praesident ohne Beweise Professoren aus dem Norden beschuldigt hat, Studenten aus dem Norden mit Pruefungsfragen zu versorge. Und er ist seit kurzem Vorstand des Mulhako wa Alhomwe Bundes, einer ethnischen Gruppierun aus dem Sueden. Trotzdem hat Bingu vor 2 Wochen den “Driver for Change”-Award fuer afrikanische Politiker gewonnen. Als ich heute dann die Zeitung aufschlug, hab ich einen kleinen Schock gehabt, weil in der Malawischen Tageszeitung berichtet wird, dass Robert Enke Selbstmord begangen hat. Sehr traurig. Das Ableben eines weiteren deutschen “Politikers” stoert mich dahin gegen eher nicht so (Robsen weiss, wen ich meine)

Hier hat jetzt uebrigens die Regenzeit begonnen. Es regnet nun beinahe taeglich fuer zwei bis drei Stunden, immer begleitet von heftigen Gewittern . Wenn es nicht regnet, scheint natuerlich die Sonne und es ist weiterhin extrem heiss. Manchmal ist es auch dunkel, dann ist es meistens nachts.

Eine weitere Beobachtung, die mich sehr weit bringen wird, ist, dass hier alle (wirklich alle) Tueren quietschen. Am liebsten wuerde ich zur naechsten Werkstatt laufen, ne Flasche Oel kaufen und die Tueren einoelen…

Und weil ich so ein Guter bin, hab ich ein neues Gewinnspiel. Dieses Mal gibt e seine leckere Flasche Kuche Kuche zu gewinnen, hiesiges Bier. Die Gewinnspielfragen lauten: Wer ist der in Malawi beruehmteste Deutsche und was ist mit Voxwahn gemeint? Einsendeungen an mich.

Bis Bald und zum Abschluss hab ich nur noch zu sagen:

Alles Gute liebste Evi zu deinem Geburtstag wuensche ich die nachtraeglich recht herzlich aus dem fernen Sueden.

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