Montag, 16. November 2009

Ja , richtig. Ich stehe in der Zeitung. Naja fast…hm eigentlich gar nicht, aber irgendwie doch. An meinem ersten tag zurueck in Lilongwe durfte ich naemlich gleich einem Meeting beiwohnen mit dem Namen “Access to Information”. Seit 2003 kaempfen Vertreter der unabhaengigen Medien fuer ein Gesetz, das jedem Malawier den Zugang zu Regierungsinformationen (Statistiken, Hintergruende, gesetze, budget, etc) ermoeglichen soll. Natuerlich moechte die regierung das eher nicht so. Jeder regiert gern Unwissende. Bis heute hat das Gesetz noch nicht einmal das zustaendige Ministerium in Richtung Kabinett verlassen, es existiert also noch nicht einmal ein erster Entwurf. Bei dem Meeting wurden weitere Schritte fuer die Lobbyarbeit diskutiert. Das war natuerlich wieder ein ganz anderes Niveau als in den Distrikten. Es wurde nur Englisch gesprochen und jedes i-Puenktchen wurde ausdiskutiert. Anschliessend wurde eine Taskforce gegruendet in die MEJN mit reingewaehlt wurde. Und ueber dieses meeting steht ein Artikel in der Zeitung. Also auch ueber mich, den ich war ja einer der 25 Teilnehmer…
Desweiteren gibt es in beiden aktuellen tageszeitungen auch eine Pressemitteilung der regierung gegen MEJN. MEJN hat in einer seiner grandiose Budgetueberpruefungen der Regierung naemlich festgestellt, dass in einem Ministerium (Verkehr) einfach mal 2.5Milliarden MK (knapp 12Mio Euro) verschwunden sind. Und da ist natuerlich klar, dass die regierung jetzt losheult und sagt, dass das gar nicht wahr ist und schlampig recherchiert ist, weil gewisse teile des ministeriums noch gar nicht ihre Buecher veroeffentlicht haben und das fehlende Geld dort ist… Na klar…
Nach immense Druck und immer noch sehr wenig treibstoff an den Tanken hat die Regierung jetzt auch festgestellt, dass sie tatsaechlich die eine oder andere Rechnung noch nicht bezahlt haben und hat einen Kredit aufgenommen in Hoehe von 50Mio US Dollarn, um die Krise zu beenden.
Aber genug von der Politik, kommen wir zu meinem Wochenende.
Am Samstag feiert ich Debut. Zum allerersten Mal in meinem Leben habe ich eine Hochzeit besucht und dann auch noch eine afrikanische. Aber ich kann gleich sagen, dass ich etwas enttaeuscht war, denn im wesentlichen war es dasselbe Prinzip, wie bei der Send-off party, nur etwas schicker und feierlicher. Die Braut hat in der Nacht davor bei uns uebernachtet und ich wurde morgens von 10 tobenden Kindern geweckt. Alle aeusserst schick gekleidet in weiss und Gold. Es waren die Blumenkinder. Es ist doch aber ueberall das gleiche. Die Kinder toben, die Erwachsenen schimpfen, die Kinder toben trotzdem weiter und dann geht was zu Bruch. Herrlich. Nachmittags gings dann zur Hochzeit im Garten eines Hotels (zur kirchlichen Trauung war ich nicht eingeladen). Dort waren hunderte Plastikstuehle vor einer Buehne aufgebaut. Nach einer Stunde warten in der Hitze kam das Brautpaar, angefuehrt von den Blumenkindern und gefolgt von den Familien. Und natuerlich alles tanzend. Das Brautpaar nahm auf der Buehne platz und ein Moderator sammelte, wie bei der Send-off Party fuer alles moegliche (hab es nicht verstanden) Geld ein. Das war dann auf Dauer etwas langweilig und ich war dann auch ganz froh als wir die Hochzeit nach 4 Stunden Geld eintreiben verliessen und uns in Nachtleben von Lilongwe gestuerzt haben.
Da Lilongwe aber so ausgedehnt ist, sind die Abstaende zwischen den einzelnen Clubs riesig und es gibt ja auch keinen oeffentlichen Nahverkehr, denn die Minibuesse fahren irgendwann nicht mehr. So ist man immer von einem Fahrer abhaengig. Ich kann euch sagen, dass es ueberhaupt keinen Spass macht, wenn sich der fahrer kurz vorher mit seiner Freundin streitet und sich eigentlich nur in ne Kneipe setzn moechte, um sich die Kante zu geben. Da konnte nur mein charmanter Einfluss helfen, sodass wir doch ein paar Clubs gesehen haben.
Sonntage sind ja ueberall gleich, egal wo man ist und um nicht zu Hause rumzusitzen muss man sich halt was vornehmen. Mein Vorhaben fuer den gestrigen Sonntag war eine Erkundungstour durch die angrenzende Township. Irgendjemand hat mich mal gewarnt, dass man da nur ohne Wertsachen reingehen sollte. Aber ich habe festgestellt, dass das masslos uebertrieben ist.Es ist nur wieder einmal schockierend den Unterschied zwischen arm und reich auf einem so engen Raum zu sehen. Man startet in Area 12, einem "Villenviertel", und nach 5 Minuten laufen steht man in lauter Barracken aus Holz und Lehm. Ich bin die Marktstrasse des Viertels einmal hoch und runter gelaufen und alle, die ich getroffen habe, freuten sich, gruessten oder wollten etwas Smalltalk halten bzw etwas verkaufen. Besonders die Kinder haben sich gefreut. Natuerlich wird mir von den kindern manchmal "Amzungu" (ein Weisser) hinterher gerufen, aber was soll ich machen. Sie haben ja recht. Als ich dann in einem Miniladen Airtime (Handyguthaben) gekauft habe und diesen verlassen habe, standen 50Kinder im Alter von 2 bis 6 vor dem Laden und riefen alle im Chor "Jah RastafaLi". Putzig.Nach einem kurzen Abstecher bei meinen Lieblingszigarettenverkaeufern (NEIN, ich habe nicht angefangen zu rauchen, aber das sind drei aeltere Maenner von denen nur einer Englisch spricht, die sich aber immer wie Bolle freuen, wenn ich fuer ein Minischwaetzchen stehen bleibe) ging es wieder nach Hause, wo ein grosser Nigerianischer Filmabend stattfand. Die nigerianischen Filme (Nollywood)sind uebrigens der renner hier und wahrscheinlich in ganz Afrika, denn sie sind viel authentischer als die Hollywoodstreifen. Ich find sie immer etwas strange und die Qualitaet ist auch eher mittelmaessig. Aber im Vergleich zu der malawischen Filmproduktion sind sie topatop.Die malawischen Filme erinnern mich dann doch immer sehr stark an unsere WYM-Filme.
Natuerlich wird hier im ganzen Land gefeiert, denn Malawi ist zum zweiten Mal in seiner Geschichte fuer den Africa Cup of Nations in Angola im Januar 2010 qualifiziert. Zwar haben die Flames ihr letztes Qualispiel gegen Burkina Faso 1 zu 0 verloren, aber da die Elfenbeinkueste Guinea plattgemacht hat, hat es gereicht..

So, jetzt aber mal weiter arbeiten
PS: den beruehmtesten Deutschen hat mein verehrter Herr papa schon herausbekommen. Natuerlich ist es Michael Ballack, denn die englische Premierleague ist hier Sport Nummer 1. Auch dem Voxwahn ist er auf den Schlichen, immerhin weiss er, dass es sich um eine Automarke handelt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen